Bei Lubera® und Lubera® Edibles werden wir immer wieder gefragt, warum wir denn eigene aufwändige Züchtungsprogramme unterhalten würden, wo es doch weltweit schon so viele Obst- und Beerenzüchtungsprogramme gebe, aus denen man sich bedienen könnte. Unsere kurze Antwort darauf: Weil es weltweit eben keine Obst- und Beerenzüchtung speziell für den Hausgarten gibt. Fast die gesamten Züchtungsanstrengungen von Universitäten, Forschungsstationen und verstärkt auch von privaten Züchtern zielen auf den Erwerbsanbau, der letztlich ganz andere Pflanzen und Früchte braucht als der Gartenmarkt. Soweit die kurze Antwort, die allerdings noch nicht richtig erklärt, wo denn die Unterschiede und Vorteile der beiden Zuchtrichtungen (hier für den Erwerbsanbau, dort für den Hausgarten) liegen.
Bei einer genaueren Analyse finden wir mindestens 5 gute Gründe, warum es spezielle Züchtungsprogramme für den Hausgarten braucht.
- Die Hausgartenzüchtung konzentriert sich ganzheitlich auf die Pflanze bis und mit Ernte und Genuss.
Die Erwerbsanbau-Züchtung konzentriert sich im Wesentlichen auf alles, was mit und nach der Ernte kommt: Die Erntemenge, die Erntbarkeit, Mechanisierung, Lagerfähigkeit, Shelflife im Gestell und beim Konsumenten, ganz zuletzt kommt dann auch noch ein wenig der Geschmack. Die Hausgartenzüchtung interessiert sich für alle Aspekte der Pflanze (Gesundheit, Kultur, Schönheit, Textur, Farben, Blüten) bis zur Ernte und zum Genuss, der allerdings sehr nahe auf die Ernte folgt.
- Die Hausgartenmarkt will die Neuheit und Besonderheit, der Erwerbsanbaumarkt will das gleiche, nur ein bisschen besser, produktiver oder schöner.
Die globale Fruchtindustrie ist gigantisch gross, aber auch sehr langsam und fast schon phlegmatisch. Das hat seine Gründe: Jeder Frucht-Einkäufer wird an seinen letztjährigen Resultaten gemessen, er wird also grundsätzlich mal das gleiche machen und das allenfalls etwas zu verbessern versuchen. Also einfach noch eine Aktion mehr mit Gala, oder mit der besten Herbsthimbeere. Grundsätzlich ruft und sucht diese Industrie nicht nach wirklich neuen Produkten, sondern nach den gleichen Produkten, die einfach etwas besser sein sollen. Der Hausgarten dagegen will Neuheit und Andersheit. Allerdings müssen wir hier zugestehen, dass Teile des Hausgartenmarktes (Kettengeschäft, Pflanzen im Lebensmitteleinzelhandel) Gefahr laufen, auch in die industrielle Logik des Fruchtmarktes zu verfallen und Innovationen zwar nicht gerade explizit auszuschliessen, aber doch auch nicht aktiv anzustreben.
- Ertrag ist im Erwerbsanbau und im globalen Fruchtmarkt die alles entscheidende Grösse.
Alles ordnet sich dem Ertrag unter, da er grundsätzlich die Preispolitik und die Preismöglichkeiten steuert. Im Hausgarten ist der Ertrag oder besser die Ertragshöhe ziemlich nebensächlich, da sie niemand genau misst oder ermessen kann. Wer eine fruchttragende Pflanze verkauft, verkauft nicht den Ertrag, sondern das Erlebnis, selber die Früchte der Gartenarbeit geniessen zu können. Natürlich muss eine Himbeere oder Erdbeere schön und gut Früchte tragen, aber viel wichtiger als die absolute Höhe des Ertrags sind die Einfachheit der Kultur und die Sicherheit, dass der Gartenkunde auch überhaupt einen Ertrag (und damit ein Erlebnis) erzielen kann.
- Die Pflanze ist ein Teil des Produkts, wenn man neue Sorten für den Hausgartenmarkt züchtet und produziert, sie ist nicht nur eine vorgelagerte Maschine. Entsprechend sind ihre Robustheit, immer mehr auch ihre Schönheit, ihr zusätzlicher Zierwert entscheidende Kriterien für den Verkauf und für den Kauf. All diese Dinge sind im Erwerbsanbau vollkommen unwichtig.
- Die Fruchtindustrie ist immer mehr in geschlossenen und vertikal integrierten Systemen organsiert.
Die Züchtung züchtet neuen Himbeersorten mit besseren Shelflife, diese werden in proprietären oder dafür lizenzierten Produktionsbetrieben angebaut - möglichst in allen Klimazonen, um die ganzjährige Versorgung sicherzustellen – und nachher werden diese Früchte zentral und mit einheitlicher Marke vermarktet. Diese Geschlossenheit und vertikale Integration führt verstärkt dazu, dass die Erwerbsanbauzüchtung gar keine Genetik mehr für den Hausgartenmarkt freigibt. Einerseits soll dadurch eine unliebsame Schwarzvermehrung durch nicht autorisierte Produzenten, die nicht dem System angehören, verhindert werden; vor allem aber soll das genetische Material so lange wie möglich für andere Züchter unerreichbar bleiben, um auch den Zeitvorsprung und die über Züchtung erreichten Produktions- und Vermarktungsvorteile länger und nachhaltiger nutzen zu können.
Entsprechend den oben zusammengestellten Überlegungen stellen wir immer wieder fest, dass sich diese beiden Züchtungsrichtungen (hier für den Erwerbsanbau, dort für den Hausgartenmarkt) eher noch stärker auseinanderentwickeln. Und auch jetzt, wo wir uns züchterisch etwas in den Bereich ‚Gemüse‘ vorwagen, sehen wir schnell, dass auch z.B. bei den Tomaten die mögliche Diversität, die die Genetik hergeben würde, von der industriellen Hybridzüchtung bei weitem nicht genutzt wird. Hierfür gibt es auch handfeste betriebswirtschaftliche Gründe: Die Hybridzüchtung und die nachfolgende Samenproduktion sind so teuer, dass sie sich nur für sehr grosse Mengen an Samen und Pflanzen lohnen, und diese sind teilweise im Hausgartenmarkt nicht gegeben…. Also gibt es auch im Bereich des Fruchtgemüses mehr als genug Raum, die industrielle Züchtung mit speziellen Hausgarten-Züchtungsprogrammen zu ergänzen.
Hier geht’s zu mehr Informationen.
Sie benötigen mehr Informationen, eine individuelle Beratung, Auskunft über weitere Sortimente?
Hier geht’s zum Gesamtkatalog 2019, der heruntergeladen werden kann.
Wenn Sie konkrete Fragen haben, mailen sie doch an unseren Kundendienst, bei dem Sie selbstverständlich auch kurzentschlossen bestellen können.
Und natürlich sind wir auch telefonisch immer für sie da.
Wenn Sie regelmäßig über Neuheiten etc. informiert sein wollen, können Sie hier auch den Gärtnerbrief bestellen, den wir ca. jeden Monat einmal versenden – es lohnt sich!