Die gärtnerische oder züchterische Vision, schwarze Johannisbeeren mit Stachelbeeren zu vereinen, gibt es bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts. Ziel dieser ersten Kreuzungsversuche ist es gewesen, die Fruchtigkeit und Fruchtgröße der Stachelbeeren mit dem Aroma der schwarzen Johannisbeeren zu vereinen. Zusätzliche sollte diese neue Obstart auch eine Toleranz gegen den amerikanischen Stachelbeermehltau aufweisen. Allerdings verliefen diese ersten Versuche im Sande…
Die Züchter von Lubera® sind also beileibe nicht die ersten gewesen, die sich mit den Jostabeeren befasst haben. In der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts nahmen deutsche Züchtungsinstitute das Projekt ‚Ribes-Fusion‘ wieder auf, nach dem Krieg entstanden im Osten Deutschlands die Jochelbeeren-Sorten und im Westen die Jostabeeren (von Dr. Bauer). Aber gegenwärtig ist das Josta-Züchtungsprogramm von Lubera das aktuellste – und vielleicht auch das einzige, das an Josta arbeitet. Lubera ist es dabei vor allem gelungen, die Fruchteigenschaften zu verbessern, der größte Fortschritt wurde aber bei der Fruchtbarkeit erzielt. Krankten die alten Josta daran, dass sie für den riesigen Strauch nur wenige Beeren trugen, so ist jetzt die Fruchtbarkeit mit schwarzen Johannisbeeren vergleichbar – auch der Wuchs ist deutlich kompakter und gartengängiger geworden.
Lubera Edibles® kann ab sofort die neuen 3 Jostasorten als Jungpflanzen anbieten.
Confi®Beeren – Eine neue Generation von Jostabeeren
Wer sich beim Durchlesen des Titels gefragt hat, ob es wirklich Sinn macht, so ein Nischenprodukt züchterisch zu bearbeiten, der hat wahrscheinlich noch keine Jostabeeren im Container produzieren müssen, geschweige denn versucht eine größere Menge Beeren zu ernten. Beides ist nicht unbedingt einfach mit dem genetischen Material, was bisher am Markt angeboten wurde.
Doch was ist denn nun das Problem dieser Obstart? Die eigentliche Kreuzung (Ribes nigrum x Ribes uva-crispa) ist leicht durchzuführen und es entwickeln sich auch keimfähige Samen. Erst jetzt beginnt die eigentliche Problematik. Zwar haben schwarze Johannisbeeren und Stachelbeeren in grauer Vorzeit dieselben Vorfahren, doch durch die natürliche Auslese (Evolution) und die Domestizierung durch den Menschen haben sich beide Arte sehr weit voneinander entfernt. Soweit, dass die Nachkommen aus einer Fusionskreuzung zwar wachsen, aber im Grunde keine Früchte ansetzen, gleichzeitig aber eine ungeheure Wuchsstärke an den Tag legen. Dieses Problem wurde erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch sehr intensive und langwierige Züchtungsarbeit unter Hilfenahme des natürlichen Alkaloids „Colchizin“ gelöst und bewältigt: Der Chromosomensatz der Stachelbeer-Cassis-Kreuzungen wurden verdoppelt, damit sich die Gene und Chromosomen sozusagen besser mit sich selber verstehen, und damit die Meiose, die Reduktionsteilung (einigermaßen) funktioniert.
Doch die daraus resultierenden Sorten waren immer noch sehr starkwüchsig und hatten mal mehr, mal weniger Fruchtansatz. Dies ist auch der Grund, weshalb sich die Jostabeeren nie richtig durchsetzen konnten, obwohl sie sich hervorragend für die Verarbeitung zu Saft, Gelee oder Konfitüre eignen. Und hier setzt dann die Züchtungsarbeit von Lubera® an…
Die Hypothese der Luber®-Züchter war, dass durch eine Kreuzung von zwei unterschiedlichen Josta-Herkünften die Kompatibilität mit sich selber verbessert und somit auch die Fruchtbarkeit deutlich gesteigert werden kann. Dies wurde letztendlich auch umgesetzt. Und aus den so gewonnenen Jostapopulationen wurden in den vergangenen 10 Jahren die fruchtbarsten und besten Sorten selektioniert: die Confi®Beeren.
Das aktuelle Confi®Beeren-Sortiment bei Lubera Edibles
Bei den neuen Confi®Beeren sind nun die wesentlichen Eigenschaften der vorangegangenen Josta-Generation deutlich verbessert. Der Wuchs ist reduziert worden und die Sträucher zwischen 120 und 150cm Höhe tragen reichlich Früchte.
Allerdings liegt der Hauptfokus der Früchte nach wie vor auf der Verarbeitung, was durch die Marke „Confi®Beere“ auch verdeutlicht wird.
Confi®Beere Jodeli® – Die süßeste mit dem kompakten Wuchs
Bild: Früchte der neuen Jostabeere Confi®Beere Jodeli®
Diese Sorte ist im Vergleich zu den älteren Josta-Sorten, mit eine Höhe von 150cm nach 5 Jahren, deutlich kompakter im Wuchs. Die sehr großen Beeren können bis zu 20mm groß werden und sind deutlich süßer im Geschmack als die anderen Sorten und daher auch die beste Wahl für den Frischverzehr.
Kurzbeschreibung: Confi®Beere Jodeli®
- Wuchs: kompakter runder Wuchs mit guter Verzweigung der älteren Äste; nach 5 Jahren etwa 150cm hoch
- Reife/Ernte: Anfang bis Mitte Juli; abwarten bis die Früchte von Rot auf Schwarz umgefärbt haben und damit auch genug Zucker gebildet wurde; die gleichmäßige Abreife ermöglicht eine konzentrierte Ernte
- Beeren/Trauben: bis zu 20mm große Beeren an kompakten Trauben mit 3-5 Beeren
- Geschmack: in Vollreife angenehm süß mit einem fruchtigen Aroma, im Vergleich zu anderen Sorten sehr mild
Confi®Beere Jofruity® – Die früheste Josta mit der höchsten Fruchtbarkeit
Bild: Früchte der neuen Jostabeere Confi®Beere Jofruity®
Diese Sorte hat die höchste Fruchtbarkeit aller Confi®Beeren-Sorten und damit einhergehend auch den kompaktesten Wuchs. Mit einer beginnenden Reifezeit ab Anfang Juli ist Jofruity® auch die früheste Sorte der Confi®Beeren. Geschmacklich ist Jofruity® mehr von der Stachelbeere beeinflusst als von der schwarzen Johannisbeere.
Kurzbeschreibung: Confi®Beere Jofruity®
- Wuchs: die am schwächsten wachsende Sorte, nach 5 Jahren nur 120 – 140cm hoch, mit charakteristischen bogigen Trieben; Jofruity® sollte etwas schneller verjüngt werden als die anderen Confi®Beeren
- Reife/Ernte: Anfang Juli, früher noch als Jodeli®; die Früchte verfärben sich nicht gänzlich schwarz, sollten ber möglichst dunkel geerntet werden
- Beeren/Trauben: eher kleinere Beeren mit 12 – 14 mm im Durchmesser; die Fruchtbarkeit (Ertrag pro Einheit Kronenvolumen) ist aber grösser als bei Jodeli® oder Jogusto®
- Geschmack: erfrischender fruchtiger Geschmack, mehr von der Stachelbeere als von der schwarzen Johannisbeere beeinflusst
Confi®Beere Jogusto® – Die späteste Confi®Beere mit dem stärksten Wuchs
Bild: Früchte der neuen Jostabeere Confi®Beere Jogsto®
Jogusto® ist mit einer beginnenden Reifezeit ab Anfang August die späteste Confi®Beere. Vom Wuchscharakter her ist diese Sorte, mit einer Wuchshöhe von bis zu 180 cm, noch recht nahe an den älteren Jostasorten. Dennoch hat auch Jogusto® einen deutlich höheren Fruchtertrag.
Kurzbeschreibung: Confi®Beere Jogusto®
- Wuchs: starkwachsend, bis zu 180cm hoch
- Reife/Ernte: spätreifend, ab Anfang August; in Vollreife sind die Früchte fast schwarz und schmecken auch erst dann richtig gut; die roten, noch unreifen Früchte sind sehr sauer; für die Verarbeitung kann aber der ganze Strauch abgeerntet werden, sobald 2/3 der Früchte sich Richtung schwarz umfärben
- Beeren/Trauben: große – sehr große Beeren, bis zu 18mm im Durchmesser
- Geschmack: frisch-säuerlich; ein möglichst später Erntezeitpunk ist hier besonders wichtig
Jostazüchtung bei Lubera®
Auf Grund der doch sehr geringen Fruchteigenschaften, der ursprünglich gekreuzten schwarzen Johannisbeeren und Stachelbeeren, wird auch eine weiterführende Inzuchtkreuzung der Jostabeeren kaum weitere nennenswerte Erfolge bei der Fruchtgröße bringen. Daher wird dieser Ansatz bei den Züchtern von Lubera® nicht mehr weiter verfolgt.
Allerdings gibt es in den vergangenen Jahrzehnten seit den Ursprüngen der Jostazüchtung erhebliche Fortschritte bei den Sorteneigenschafften der Stachelbeeren (deutlich größere Früchte, besserer Geschmack, verbesserte Pflanzen-/Blattgesundheit) auf der einen Seite, aber auch bei den schwarzen Johannisbeeren (Fruchtgröße, Traubengröße, Geschmack, Toleranz/Resistenz gegen Mehltau) auf der anderen Seite. Die potenziellen Ergebnisse einer Kreuzung aus einer schwarzen Johannisbeere mit über 20mm Fruchtgröße und zum Beispiel der Stachelbeere Crispa® Goldling® sind kaum absehbar. Nichtsdestotrotz bleiben die Josatbeeren auch mit der Einführung der Confi®Beeren nach wie vor ein Nischenprodukt – wenn auch nun für den Hobbygärtner deutlich interessanter. Unsere Züchterkollegen bei Lubera reizt häufig gerade die verkannte, fast unbekannte Obstart. Hier können die größten und schnellsten Fortschritte erzielt werden. Schauen wir mal, ob ihnen irgendwann eine neue Fusionsobstart aus verschiedenen Ribes-Arten gelingt.