Erdnüsse sind eine Commodity: Man isst sie gedankenlos vor dem Fernseher oder auf dem Barhocker, kaum je denkt man an die Pflanze oder an ihren Anbau. Sie sind der Inbegriff eines industriellen Lebensmittels. Dabei hat die Erdnuss, die man nun mit den Lubera-Sorten auch im Norden anbauen kann, Vieles zu bieten: Nüsschen, die eigentlich Bohnen sind, verschiedene Schalenfarben von Weiß und Pink und Rot bis zu Gestreift und Schwarz. Dazu Diversität auch in den Wuchstypen , Hülsen und Fruchtgrößen. Die spannendste Geschichte aber, die diese Pflanze zu erzählen hat, ist sicher ihre Fruchtentwicklungstrick, bei dem sie ihren Kopf, ihre befruchteten Blüten buchstäblich in den Sand steckt...
So ubiquitär die Erdnuss bei uns ist, so ist sie doch so gut wie unbekannt, weil sie bis jetzt kaum hier angebaut wird. Wir versuchen im Folgenden die wichtigsten Fragen zu Erdnüsschen zu beantworten…
1. Kann man Erdnüsschen bei uns anbauen?
Vor einigen Jahren hätte man diese Frage sicher verneint, aber das Klima hat sich deutlich verändert. Verschiedene Statistiken zeigen bei uns nördlich der Alpen eine um 1 bis 1.5°C erhöhte Temperatur und so ist der Anbau von Erdnüsschen plötzlich möglich geworden. Wichtig ist aber die Auswahl speziell geeigneter Sorten, die im Sommer und Herbst, also während der Entwicklungszeit und Reifezeit der Erdnüsschen und der Hülsen auch einiges an Feuchtigkeit ertragen können.
Professionell landwirtschaftlich wird die Erdnuss heute vor allem in den Tropen und Subtropen angebaut; man sollte aber nie vergessen, dass sie ursprünglich aus den Anden stammt und dort auch an verschiedene Klimate angepasst ist. Dies haben wir uns bei Lubera zunutze gemacht, und südamerikanische Landrassen getestet und ausselektioniert, von denen wir uns eine bessere Anpassungsfähigkeit an unser Klima erwarten.
Bild: Erdnuss-Selektionsfeld in Großbritannien
2. Ist die Erdnuss eine einjährige Pflanze oder wächst sie wie ein Nussbaum immer weiter?
Nun, mit einem Nussbaum sollte man die Erdnuss trotz des Namens nicht vergleichen… Bei uns ist die Erdnuss eine einjährige Pflanze, im Herbst werden die Blätter braun, die Triebe vertrocknen und auch die Erdnüsse selber würden ohne Ernte im Boden wohl verfaulen. In subtropischen und tropischen Weltgegenden wächst die Erdnuss potentiell ganzjährig. Die Erdnüsschen im Boden keimen gerade wieder und verleihen so der Pflanze ein langes – oder fast schon ewiges Leben. Bei der Sortenselektion muss deshalb auch in den Subtropen ein spezielles Augenmerk auf Sorten gelegt werden, die eben nicht gerade wieder zu keimen beginnen, sondern eine natürlich Keimhemmung aufweisen und so in einem ruhigen Zustand geerntet werden können.
3. Ist die Erdnuss wirklich eine Nuss?
Die Erdnuss, botanisch Arachis hypogaea, ist keine wirkliche Nuss, sondern ein Schmetterlingsblütler innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Leguminosen). Damit gehört sie in die gleiche Unterfamilie wie die Erbsen und Bohnen. Noch deutlicher ausgedrückt: Die Erdnüsschen sind eigentlich Bohnen, die Hülse der Erdnüsschen ist vergleichbar mit einer Bohnenhülse. Diese Verwandtschaft wird besonders deutlich im englischen Begriff „Peanut“ ausgedrückt, der so viel wie Bohnen-Nuss bedeutet. Der Begriff ‘Nuss’ hat sich wohl beschreibend-vergleichend aus der festen und knackigen Hülse ergeben (die einer Nussschale ähneln mag…). Ebenso mag der Geschmack der Peanut bei der Nussassoziation eine Rolle gespielt haben, der neben grünen Anklängen an Bohnen vor allem im vollreifen und getrockneten Zustand auch nussige und süßliche Akzente aufweist.
4. Mit welcher Pflanze könnte man die Erdnuss am besten vergleichen?
Wie schon oben erwähnt ist die Erdnuss am besten mit einer Bohne zu vergleichen, mit der sie der gleichen Unterfamilie angehört. Erdnüsse wie Bohnen können auch über Knöllchenbakterien Stickstoff fixieren. Sehr ähnlich ist auch die Form der Schmetterlingsblüten.
5. Wie kommt es, dass die Erdnüsschen – wie es der Name schon sagt – in der Erde wachsen?
Die Erdnuss bildet etwas verdeckt, unter den Blättern, ganz nahe an den Trieben Schmetterlingsblüten aus, die sich selbst befruchten. Nach der Befruchtung entsteht an der Basis des Fruchtblatts, sozusagen hinter der befruchteten Blüte ein 2 bis 20cm langer Stiel, der gleich eine Kurve beschreibt und schnurstracks auf den Boden zielt. An der Spitze trägt der Stiel die noch winzig kleine Frucht, die er so schnell wie möglich in die Erde bohrt, wo dann daraus die Hülse und die Samenkerne, die Bohnen entstehen. Der Vorgang selber lässt sie wahrscheinlich am besten als Schutzvorkehrung beschreiben: Die Erdnuss steckt im wahrsten Sinne des Wortes ihren Kopf, ihre direkten Nachkommen in den Sand, um sie vor Fraßfeinden, vielleicht auch vor wechselhaftem Klima zu schützen.
6. Was ist das Neue an den (Not) just Peanuts® Erdnüsschen von Lubera?
Die (Not) just Peanuts®-Sorten von Lubera sind aus südamerikanischen Landsorten selektioniert worden, sie haben eine aufrechten, eher sparrigen und sehr gesunden Wuchs und halten Feuchtigkeit und Regen im August und September deutlich besser aus als amerikanische Standartsorten. Sogenannte Runnersorten, die niederliegende Triebe bilden, haben wir von vorneherein ausgeschlossen, da sie noch mehr Wärme und Sonne brauchen. Unsere selektionierten Erdnussorten zeigen eine beeindruckende Vielfalt, die jeden überrascht, der über Jahre und Jahrzehnte Erdnüsschen an der Bar oder vor dem TV geknabbert hat: Erdnüsschen können groß und klein, rund und länglich sein, ihre Schale (das Häutchen) kann schwarz bis pink ausfärben, sogar weiß-rot gestreiften Signalcharakter annehmen; und auch die Größe der Pods, der Hülsen variiert von Sorten, die fast nur ein Nüsschen pro Hülse aufweisen bis zur großen Schlangennuss Justmore, die durchschnittlich 3.5 Nüsschen in einer Hülse trägt, die überdies noch sehr groß und süß-schmackhaft sind.
Bild: Erdnuss-Sorte (Not) Just Peanuts® Justmore®
7. Den Slogan (Not) just Peanuts habe ich doch schon mal gehört? Woher stammt er?
Ja, zugegeben, er ist geklaut. Dies war einer der Slogans, mit denen sich Jimmy Carter, der vielleicht ehrlichste Präsident der Vereinigten Staaten seit 100 Jahren, um die Präsidentschaft bewarb. Für die Spätgeborenen unter den Lesern: Jimmy Carter war und ist… Erdnussfarmer.
8. Wann ist der beste Pflanztermin für Erdnüsschen bei uns?
In unserem Klima kann Anfang Mai bis Anfang Juni gepflanzt werden. Sollten nach der Pflanzung noch Frühlingsfröste zu befürchten sein, so lohnt es sich, die frische Pflanzung mit einem Vlies abzudecken und zu schützen.
9. Wann werden Erdnüsse geerntet?
Ca. Mitte September. Man kann den idealen Erntezeitpunkt auch am Zustand des Laubs ablesen. Erdnüsschen sollten geerntet werden, wenn ca. die Hälfte bis ¾ des Laubs grau und braun geworden ist, wenn aber die Stängel noch weitgehend grün sind. Sobald einmal das ganze Laub vertrocknet und verfault ist und die Stängel auch braun werden, besteht die Gefahr, dass die ohne weitere Unterstützung im feuchten Boden schlummernden Erdnüsse entweder zu faulen beginnen oder vor lauter Stress schon wieder keimen, um das eigenen Überleben zu sichern.
Bild: frisch geerntete Erdnusspflanzen am Standort in Buchs (CH)
10. Was ist nach der Ernte zu beachten?
Die Erdnüsse bzw. vor allem die Erdnusshülsen müssen nach dem Ausgraben sofort getrocknet werden. Dazu legt man sie einlagig in Kisten und bringt sie in einen gut warmen Raum mit über 20°+C – idealerweise mit Durchlüftung. Noch einfacher ist es, wenn man sie in einem Backofen mit Umluft oder in einem Dörex schonend, aber doch mit genügend warmer Kluft trocknen kann. Dieser sofortige Trocknungsprozess ist insofern wichtig, also er die gefährliche und giftige Schimmelpilzbildung in den feucht und zu dicht herumliegenden Erdnüsschen verhindert.
11. Muss man Erdnüsse rösten?
Nein, man kann Erdnüsse auch ungeröstet, sowohl ganz frisch grün als auch getrocknet genießen. Je frischer und ‘grüner’ die Erdnüsschen sind, desto mehr wird man geschmacklich auch an Bohnen erinnert. Je trockener sie sind, desto nussiger schmecken sie. Erdnüsse sind im Gegensatz zu Bohnen auch ungekocht ungiftig, wenn man mal von der Gefahr der Schimmelpilze absieht.
Ein beliebter Snack, vor allem in den Anbaugebieten (Südstaaten der USA, Süd-Ost-Asien), sind gekochte Erdnüsse. Hierfür werden die frisch geernteten und gereinigten, aber noch nicht getrockneten Erdnüsse in der Hülse für etwa 30 Minuten in Salzwasser gekocht. Die Nüsschen können dann direkt aus den Hülsen heraus gegessen werden. Je länger die Erdnüsse gekocht werden umso weicher werden auch Nüsschen. Durch die Zugabe unterschiedlicher Gewürze zum Kochwasser lässt sich außerdem auch der Geschmack variieren.
Für eine längere ungefährliche Lagerung und für gewürzte Snacks müssen Erdnüsschen jedoch geröstet werden. Dafür sind zunächst mal die Hülsen zu öffnen, und dann kann man entscheiden, ob man die farbigen Schalen oder Häutchen ebenfalls entfernen will. Dazu friert man die Erdnüsschen am besten kurz ein, nach dem Auftauen lassen sich die Schalen oder Häutchen dann ganz leicht abziehen. Alternativ können die Nüsschen auch nach dem Rösten in einem Gefäß geschüttelt werden; danach können die Häutchen mit einem Föhn leicht weggeblasen werden…
12. Wie funktioniert das Rösten der Erdnüsse
Fürs Rösten werden die geschälten oder ungeschälten Erdnüsschen einlagig auf ein Backblech mit Backpapiereinlage gelegt. Der Backofen wird auf 180° Ober- und Unterhitze vorgewärmt, das ausgelegte Backblech mit den Nüsschen wird hineingeschoben, nach ca. 10 Minuten können die Nüsschen vorsichtig einmal gekehrt und bewegt werden. Das Rösten dauert bei geschälten Nüsschen 15-20 Minuten, bei ungeschälten Nüsschen braucht der Röstvorgang ca. 5 Minuten länger.
13. Wie können Snackerdnüsse gewürzt werden?
Will man die Erdnüsse würzen oder auch süßen, so soll dies in jedem Falle nach dem Rösten, mit den noch warmen Nüsschen geschehen, die die Süß- und Würzstoffe am besten binden und aufnehmen können. Erlaubt ist (fast) alles, was schmeckt und gefällt: Neben Salz und Pfeffer können auch diverse andere Gewürze benutzt werden, auch süße Geschmacksrichtungen mit Zucker, Zimt und Honig sind möglich und passen ausgezeichnet zum nussigen Naturgeschmack der Erdnüsse.
14. Kann man Erdnüsse auch draußen im Garten anbauen?
Unsere Lubera-Erdnussorten können von Mittelengland bis in die Schweiz problemlos draußen angebaut werden, idealerweise in einem leichten Sandboden. Ist der Boden schwerer, so mischt man mit Vorteil viel gut gelagerten Kompost ins Pflanzbeet und schichtet damit einen ca. 30-40cm breiten Damm auf, auf den die Erdnüsschen gepflanzt werden. Als Abstand empfehlen wir 40 cm zwischen den Reihen und 30cm in der Reihe. Mit diesem Abstand wird der Boden gut abgedeckt und nur wenig Unkraut kann hochkommen.
15. Was ist zu beachten, wenn man Erdnüsse im Kübel oder im Topf anbaut?
Letztlich müssen die befruchteten Blüten mit ihren Stielen den Boden treffen und sich in die Erde bohren können. Erdnüsschen sollten deshalb mindestens in einem 5l Topf kultiviert werden (gerne auch grösser). Ein Balkonkistchen ist auch möglich, hier beträgt der Pflanzabstand ca. 30cm. Töpfe und Balkonkisten sollten keine Untersetzer haben, da stehendes Wasser dieser trockenheitsliebenden Pflanze und vor allem ihren Erdfrüchten nicht gefällt. Bei tieferen Gefäßen ist unten eine Drainageschicht vorzusehen, um ein gutes Entwässern sicher zu gewährleisten.
Bild: auch im Kübel können Erdnüsse geerntet werden
16. Wie viele Erdnüsse kann man ernten?
Die Ernte kann überraschend groß sein. Eine Ertragssorte wie Justpink kann in einem leichten Boden oder auf einem Damm bis zu 100 Hülsen tragen, die dann weit über 200 Erdnüsschen beinhalten. Speziellere, großfrüchtige und sehr inhaltsreiche Sorten wie z.B. die Signalsorte Justbehappy bringt vielleicht rund 50 Hülsen zur Reife, was dann aber immer noch 100 Nüsschen ergibt, zum Ausgleich alle mit der spektakulären rot-weißen Streifung.
17. Welche Sorten eigenen sich am besten für kältere und nässere Standorte
In unseren Versuchen haben sich die Sorten Justmore und Justblack am resistentesten gegen kühlere Temperaturen und feuchteres Wetter gezeigt. Sie behalten die Blätter deutlich länger als die anderen Sorten und auch die Stängel bleiben bis zu 4 Wochen länger grün, entsprechend haben können sich hier dann auch die Hülsen und Nüsschen etwas länger Zeit nehmen, um auszureifen.
18. Kann man die geernteten Nüsschen auch wieder aussäen?
Ähnlich wie die Tomaten sind auch die Erdnüsse weitgehen selbstfruchtbar, werden also von den männlichen Organen der eigenen Blüten befruchtet. Entsprechend fallen sie sehr einheitlich - was nichts anders heißt, dass man vorsichtig und schonend getrocknete und trocken gelagerte Erdnüsschen auch im Frühling wieder aussäen kann. Wer aber der Versuchung zum Naschen und knabbern nicht widerstehen kann, der kann ja jederzeit wieder auf Lubera-Jungpflanzen zurückgreifen.
Bild: ausgereifte Erdnuss-Hülsen an einer frisch geernteten Pflanze