Wer kennt sie nicht, die Kiwifrucht aus dem Supermarkt. Mit ihrem grünen oder auch gelben Fruchtfleisch und der braunen und leicht behaarten Schale, mit ihrem typischen säuerlich-süßen Geschmack und dem exotischen Aroma.
Doch wer kennt die kleinfruchtige Verwandte der Kiwifrucht, die Mini-Kiwi? Baumschuler wie Hobby-Gärtner aber auch Obst-Interessierte werden schon von der Mini-Kiwi, manchmal auch Kiwi-Beere genannt, gehört haben. Doch im Lebensmittelhandel sucht man sie meist vergebens. Wenn überhaupt wird die Mini-Kiwi nur in einer kurzen Phase im Herbst in der einen oder anderen Auslage zu finden sein. Lesen Sie nachfolgend alles Wissenswerte über dieses besondere Beerenobst.
Mini-Kiwis in der Gattung "Actinidia"
Die Pflanzengattung "Actinidia", zu Deutsch: Strahlengriffel, umfasst etwa 55 Arten. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Strahlengriffel liegt hautsächlich in Ostasien, hier sind die unterschiedlichen Arten vom kalten Sibirien bis ins subtropische China anzutreffen.
Botanische Einteilung
Alle Strahlengriffel-Arten werden in 4 Sektionen (Maculatae, Leiocarpae, Stellatae, Strigosae) zusammengefasst. Hier sind die ersten beiden Sektionen (Maculatae & Leiocarpae) sicherlich die Interessantesten für uns. Denn die ihnen zugeordneten Arten sind am ehesten an tiefe Wintertemperaturen angepasst. So wird beispielsweise die Art bzw. Unterart der gelben und grünen Kiwifrucht (Actinidia chinensis/chinesis var. deliciosa) zur Sektion "Makulatae" gezählt. Allerdings sind die Arten der Sektion "Leiocarpae" die widerstandsfähigsten, was die Frosthärte anbelangt. Hierzu zählen unter anderem Mini-Kiwi-Arten der Kiwibeere (Actinidia arguta) sowie des Armur-Strahlengriffels, oder besser Sommerkiwi (Actinidia kolomikta), die wir aufgrund der frühen Reifezeit gerne auch Sommerkiwi nennen.
Die Frosthärte der Mini-Kiwi kann je nach Art zwischen -25°C (Actinidia arguta) und -35°C (Actinidia kolomikta) liegen. Diese Werte beziehen sich allerdings auf die absolute Winterruhe. Sobald die Knospen im Frühjahr mit Ihrem Austrieb beginnen, sind die sich frisch entwickelnden Blätter und Triebe äußerst anfällig für Spätfrostereignisse. Zwar überleben die Pflanzen in der Regel einen solchen Frühlingsfrost und treiben nach einiger Zeit wieder neu aus. Allerdings führt dies meist zu einem totalen Ernteausfall, da auch die bereits angelegten bzw. gebildeten Blütenknospen erfrieren.
Der Wuchs einer Mini-Kiwi
Alle Kiwi-Arten, darunter auch die Arten der Mini-Kiwi, zählen im gärtnerischen Sinne zu den Schling- und Kletterpflanzen. Die korrekte botanische Bezeichnung wäre hier eigentlich Liane (nur zu gerne würde ich jetzt wissen wollen, wie viele Leser beim Lesen dieses Worts an Tarzan denken mussten). Bei Lianen handelt es sich um Pflanzen, deren Wurzeln im Boden wachsen und deren meist verholzende Triebe an Bäumen oder anderen senkrechten Objekten nach oben wachsen. Somit ist auch die Verwendung bzw. Erziehung der Mini-Kiwi-Pflanzen im Garten klar ersichtlich. Mini-Kiwi-Pflanzen benötigen stets ein Rank- oder Klettergerüst, an dem sie sich ausbreiten können.
Bild: So kann eine Mini-Kiwi Pflanze auch aussehen, stark in Form geschnitten...
...oder so, mehrheitlich freiwachsend ohne nennenswerte Schnittmassnahmen
Die Früchte einer Mini-Kiwi
Die Früchte der Mini-Kiwis sind namensgebend für die deutschen Bezeichnungen "Mini-Kiwi" und "Kiwibeere". Im Quer- und im Längsschnitt lässt sich die nahe Verwandtschaft zur großen Kiwifrucht eindeutig erkennen. Die Anordnung der Samen um die zentrale Achse der Frucht ist sehr typisch ausgeprägt. Der eigentliche Unterschied zur großen Verwandten ist die Fruchtgröße und die Fruchtschale. Wiegt eine klassische große Kiwifrucht im Durchschnitt mehr als 70 g sind es bei der Mini-Kiwi im Maximum aktuell etwa 12 – 15 g. Neben der Fruchtgröße ist auch die Fruchtschale ein Hauptunterscheidungsmerkmal. Im Gegensatz zur großen Kiwifrucht mit ihrer bräunlichen und leicht behaarten Fruchtschale, besitzen die Mini-Kiwi eine glatte und komplett unbehaarte Fruchtschale. Dies hat den Vorteil, dass eine Mini-Kiwi-Frucht komplett verzehrt werden kann, ohne sie vorher schälen zu müssen. Die Farbe der Fruchtschale einer Mini-Kiwi variiert, in Abhängigkeit der Sorte, von einem frischen Hellgrün über Dunkelgrün mit leicht roten Bäckchen bis hin zu einem leuchtenden Rot.
Bild: Am Querschnitt erkennt man gut die nahe Verwandschaft zur grossen Kiwifrucht - hier die Sorte 'Pink Jumbo'
Die wichtigsten Mini-Kiwi-Arten
In der Gattung "Actinidia" gibt es einige Arten mit einer ausgeprägten Winterhärte und glattschaligen Früchten. Allerdings haben nicht alle diese Arten eine wirtschaftliche Bedeutung, da die Früchte einiger Actinidien nicht zum Genuss geeignet sind. Die Früchte stechen zwar manchmal durch eine besondere Farbgebung hervor – so hat beispielsweise Actinidia macrosperma kugelrunde und leuchtend-orange Früchte – doch sind diese Früchte auf Grund ihres bitteren und scharfen Geschmacks ungenießbar. Sie sind zwar nicht giftig aber doch alles andere als eine kulinarische Offenbarung.
Bild: die noch nicht ganz ausgereifte Frucht von Actinidia macrosperma - sieht zwar schön aus ist aber leider ungeniessbar
Die Mini-Kiwi-Arten, welche bisher die geschmacklich besten Sorten hervorgebracht haben und darüber hinaus auch die größte wirtschaftliche Bedeutung im Gartenbau besitzen, beschreiben wir in den folgenden Abschnitten.
Actinidia kolomikta – Sommerkiwi
Die Sommerkiwis werden auch Armur-Strahlengriffel, manchmal auch sibirischer oder bunter Strahlengriffel genannt. Actinidia kolomikta, eben die Sommerkiwis, sind eine der frosthärtesten Actinidia-Arten überhaupt. In totaler Winterruhe kann die Art Temperaturen von bis zu -35°C unbeschadet überstehen. Im direkten Vergleich zur Kiwibeere ist der Wuchs der Sommerkiwi etwas schwächer und die Pflanzen erreichen eine Höhe von bis zu vier Meter, wenn man sie ungestört wachsen lässt.
Bild: Früchte der Sommerkiwi an der Pflanze - gut zu erkennen die typische braune Rinde mit den auffälligen Lentizellen
Die ausgesprochene Winterhärte und der reduzierte Wuchs geht allerdings zu Lasten der Fruchtgröße. Sommerkiwi-Sorten haben im Vergleich die kleinsten Früchte aller Mini-Kiwi-Arten. In der Regel werden die hellgrünen Früchte nur etwa 5g schwer. Allerdings sind die Früchte überaus reich an Vitamin C mit durchschnittlich knapp 1.000 mg/100ml. Bei einzelnen Untersuchungen wurden auch Vitamin C-Gehalte von bis zu 3.000 mg/100ml. Vom Austrieb bis zur reifen Frucht benötigt Actinidia kolomikta etwa 130 frostfreie Tage. Auf Grund der frühen Reifezeit im Sommer, macht auch die Bezeichnung Sommerkiwi viel Sinn.
Einige Sorten zeichnen sich Im Sommer durch ein buntes Laub aus (weiße – rosa Blattspitzen), daher auch die deutsche Bezeichnung "Bunter Strahlengriffel". Die schöne Blattfärbung entwickelt sich tendenziell eher bei älteren Pflanzen.
Bild: sehr auffällig sind die teilweise gefärbten Blätter der Sommerkiwi
Durch Kreuzungen mit dieser Mini-Kiwi-Art wird versucht, die ausgesprochene Winterhärte und die hohen Vitamin C-Werte auf andere Kiwi-Arten zu übertragen.
Actinida arguta – Die Kiwibeere
Die Kiwibeere ist das eigentliche Aushängeschild der Mini-Kiwis. Je nach Land oder Region wird die Kiwibeere auch mal Honigbeere (Österreich), Kiwai (Frankreich) oder scharfzähniger Strahlengriffel genannt.
Bild: typische Früchte der Kiwibeere
Die Kiwibeere ist eine starkwachsende Schlingpflanze und kann in Mitteleuropa, wenn man sie lässt, eine Höhe von bis zu 15 m erreichen, wenn man sie lässt. Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Ostasien kann die Kiwibeere auch bis zu 25 m hoch werden. Die Kiwibeere kann Winterfröste von -25°c bis -30°C problemlos verkraften. Bei einzelnen Sorten kann das auch mal etwas mehr oder etwas weniger sein.
Bild: Zur Blütezeit verbreiten die Kiwibeeren einen süssen Honig-Duft
Das Attraktive an den Kiwibeeren sind zum einen die zahlreichen und süßlich duftenden Blüten, die sehr gerne von Insekten besucht werden. Und zum anderen die köstlichen süßen Früchte. Je nach Sorte kann die Farbe der Frucht durchaus recht unterschiedlich sein. Hier reicht das Farbspektrum von einem intensiven Hellgrün über Dunkelgrün mit roten Bäckchen bis hin zu einem leuchtenden Rot. Ebenso wie die Farbe kann der Geschmack je nach Sorte mal süßer und mal etwas säuerlicher sein. Bis zur Fruchtreife benötig die Kiwibeere etwa 160 frostfreie Tage. Die Früchte können dann bis zu 15g schwer werden.
Bild: Kiwibeere 'Super Jumbo' - aktuell die Sorte mit den grössten/schwersten Früchten
Neben dem süßen Geschmack sind die Früchte außerdem reich an Vitaminen (für Actinidien allerding eher arm) und Mineralstoffen.
Bild: Es gibt auch Sorten mit einem roten Fruchtfleisch - hier die Kiwibeere 'Red Jumbo'
Durchschnittlicher Gehalt bei Actinidia arguta im Vergleich zu Actinidia kolomikta:
Vitamin/ Mineralstoff |
Actinidia arguta | Actinidia kolomikta |
Vitamin C | 80mg% | 930mg% |
Vitamin P | 55mg% | 26mg% |
Karotin | 0,28mg% | 0,26mg% |
Säuregehalt | 1.29mg% | 1.26mg% |
Zuckergehalt | 8.4% | 5.7% |
Weitere Arten
An alle, die an dieser Stelle vielleicht bemängeln, dass die beiden rotfleischigen Arten Actinidia purpurea und Actinidia melanandra nicht aufgeführt sind, möchte ich Vorab klarstellen, dass dies mit Absicht geschehen ist. Da die Art "purpurea" nach neuesten wissenschaftlichen Aussagen eine Varietät der Kiwibeere (Act. Arguta) ist, ist eine separate Aufzählung nicht notwendig. Die Art "melanandra" ist eine eigenständige Art, wird in der Regel aber fast ausschließlich als Kreuzungspartner für rotfleischige Genetik verwendet. Darüber hinaus hat diese Art keine weitere gartenbauliche Bedeutung.
Mini-Kiwis – wohlschmeckend und überaus gesundheitsfördernd
Mini-Kiwis produzieren attraktive und überaus wohlschmeckende kleine Früchte, doch wie man der oben gezeigten Tabelle entnehmen kann, haben Mini-Kiwis neben ihrem Geschmack viel mehr zu bieten. Denn die kleinen Früchte überzeugen auch durch die Menge und den Gehalt an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. So haben beispielsweise die Kiwibeeren einen höheren Gehalt an Vitamin C als Zitronen.
Neben dem außergewöhnlich hohen Gehalt an Vitamin C enthalten Mini-Kiwis auch eine Vielzahl weiterer Vitamine. Zusätzlich überzeugen sie mit hohen Gehalten an Antioxidantien und verschiedenen Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor und Natrium.
Darüber hinaus haben Mini-Kiwis einen so hohen Gehalt an Lutein wie keine andere Frucht. Lutein findet unter anderem Anwendung in Nahrungsergänzungsmitteln für die Augengesundheit. Zudem haben Studien gezeigt, dass mit Hilfe von Lutein das Risiko einer Erkrankung mit Grauem Star gesenkt werden kann.
Die Vorteile der Mini-Kiwis
Über die Gesundheitlichen Vorteile der Mini-Kiwi haben wir bereits geschrieben. Nun möchten wir Ihnen noch aufzeigen, welche gärtnerischen und gartenbaulichen Vorteile Mini-Kiwi-Pflanzen haben:
- die Mini-Kiwi Pflanzen sind frosthärter als beispielsweise die großfruchtigen Kiwis
- regelmäßigere Erträge auf Grund der höheren Frosthärte
- frühere Reifezeit – Mini-Kiwis reifen bereits ab Mitte/Ende September, Sommerkiwis schon im August. Die großfruchtigen Kiwis müssen in Mitteleuropa üblicherweise unreif vor dem ersten Frost geerntet werden, um sie dann nachreifen zu lassen
- kleine und glattschalige Früchte, die mit Schale direkt von der Pflanze gegessen werden können
- eine Vielzahl intensiv duftender Blüten