Gibt es überhaupt noch oder wieder ein aktives grösseres Programm zur Rhabarberzüchtung in Europa? Kennen Sie eines? Wir bei Lubera haben uns vor einigen Jahren dieser zu Unrecht vernachlässigten Gemüse/Obstart angenommen. In einem ersten Schritt haben wir eine Vielzahl von Sorten getestet und dann schliesslich auch Kreuzungen hergestellt, die jetzt getestet und selektioniert werden.
Rhabarber-Sorten – genetisch sehr ähnlich
Es ist noch gar nicht so lange her, da war mindestens in der gartenbaulichen Pflanzenproduktion ein Rhabarber ein Rhabarber, allerhöchstens gab es grünstielige und rotstielige Rhabarber. In den letzten Jahren ist jedoch die Sortenvielfalt grösser geworden, vor allem indem alte Sorten wiederentdeckt wurden, aber auch durch die Einführung der immertragenden Rhabarbersorten, die allerdings auch schon eine lange, über hundertjährige Geschichte haben. In genetischen Studien hat man festgestellt, dass die Mehrzahl der im Markt vorhandenen Sorten sehr nahe verwandt sind, sehr viele identische Gensequenzen aufweisen. Es gibt also innerhalb des Genoms nur wenig Varianz – umso wichtiger ist es, hier vor allem mit Sorten und Rhabarbertypen zu arbeiten, die möglichst unterschiedlich sind.
Rhabarberzüchtung – vom Heterosiseffekt profitieren
Bild: starkwachsender Rhabarber-Sämling mit vielen Blütenknospen
Rhabarbersamen fallen vor allem in grösseren Pflanzungen weitgehend sortenecht – und so wurden in der Vergangenheit immer auch Samen aus solchen Selbstungen für die Vermehrung genutzt. Dies ist ja auch verständlich, denn die Vermehrung über Rhizomteilung ist im Verhältnis dazu langsam, kompliziert und teuer. Die Vermehrung über Samen hat vor allem zwei Effekte: Erstens können wir davon ausgehen, dass durch diese Vermehrungsart historisch viele der wie oben ja beschrieben sehr nahe verwandten Sorten entstanden sind. Und zweitens stellen aufgrund der verbreiteten Inzucht viele Sorten auch so etwas wie Resultate aus ziemlich langen Inzuchtlinien dar. Und was passiert nun, wenn man zwei solche Sorten kreuzt? Es steht zu vermuten, dass dadurch ein Heterosis-Effekt wie in der Hybridzüchtung ausgelöst wird und in einigen unserer Kreuzungen sehen wir genau diesen Effekt: Sorten, die extrem stark wachsen und gigantische Erträge bringen!
Mehr Vielfalt für den Rhabarber
Bild: Rhabarber mit Mehrwert - Bald auch als Zierstaude mit einer auffallend schönen Blüte?
Bei der oben beschriebenen Züchtungsmethode profitieren wir von der ‚Einfalt’, von der traditionellen Inzucht beim Rhabarber, aber natürlich wollen wir auch mehr Vielfalt in den Rhabarber reinbringen. Deshalb benutzen wir bewusst auch Eltern, die erwiesenermassen sehr anders sind als die bekannten Erwerbsanbausorten. Auf dem Jahrhunderte-langen Weg von China über Sibirien und Russland nach Europa haben sich die verschiedenen Rheum-Arten immer wieder gekreuzt – und es macht durchaus auch Sinn, auf einige ursprüngliche Arten und Rhabarbervorfahren zurückzugreifen.
Die Ziele der Rhabarberzüchtung bei Lubera®
Bild: jeder Stab bedeutet eine positive Bewertung oder ein auffälliges Merkmal
Ziele sind bei der Züchtung sehr wichtig, weil man nur so einen scharfen Blick auf die meist grossen Pflanzenpopulationen gewinnt. Aber bei aller Zielfokussierungen sollte man auch nie vergessen, dass es dann am Schluss, wenn man die Pflanzen auf dem Feld stehen hat, meist oder wenigstens sehr oft ganz anders kommt ;-)
Dennoch möchten wir unsere wichtigsten Zuchtziele kurz auflisten:
- mehr Ertrag, mehr Wuchsstärke (überraschenderweis gibt es da noch Potential)
- Entwicklung von Zierrhabarbern mit kompakteren Blättern, die aber natürlich auch genutzt werden können
- Von Anfang an ganz rot durchgefärbte Stiele – übrigens züchterisch ganz schwierig zu erreichen
- weitere immertragende Sorten
- Entwicklung von Rhabarbersorten, die viele zierende Blüten produzieren und dennoch einen vernünftigen Ertrag geben
Wann ist mit den ersten Rhabarbersorten aus der Lubera® Rhabarberzüchtung zu rechnen?
Bild: Rhabarber-Sämlinge im Züchtungsfeld
Züchtung braucht Zeit, aber wir hoffen, dass wir eine erste Sorte in 1-2 Jahren auf den Markt bringen können; eine grösserer Schub an neuen Sorten ist aber erst in 4-7 Jahren zu erwarten. Schliesslich müssen wir erst mal all die Überraschungen verdauen, die uns jetzt unsere Züchtungspflanzen auf dem Feld präsentieren…
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