Tomaten und Auberginenjungpflanzen von Lubera Edibles®. Wir sehen schon das ungläubige Staunen in den Augen vieler unserer Kunden😉 Und deshalb fangen wir auch früh genug an, zu erklären, was wir bei Lubera Edibles gemüsemässig unternehmen. Denn eines ist sicher: Pflanzenproduzenten wie auch Jungpflanzenproduzenten werden sich in Zukunft breiter und pragmatischer aufstellen müssen, um den Verwerfungen des Markts zu widerstehen.
Gemüsejungpflanzen bei Lubera Edibles
Neben Obst und Beeren soll Gemüse zum dritten Standbein des Lubera Edibles Jungpflanzenprogramms ausgebaut werden. Das ist ja auch nur konsequent: Wenn unsere Jungpflanzenliebe sozusagen durch den Magen geht, dann gehört Gemüse unbedingt dazu. Letztlich versuchen wir 3 unterschiedliche Gruppen von Gemüsepflanzen zu entwickeln:
- Ewiges Gemüse Everveg®: Dieses Programm umfasst mehrjährige, staudige Gemüsearten, von denen die meisten Gärtner nur Rhabarber und Spargel kennen, die aber extrem vielfältig sind. Hier wird das Sortiment bei Lubera Edibles laufend ausgebaut und es gibt schon auf Frühjahr 2020 ein breites Jungpflanzenprogramm.
Bild: Wasabi-Pflanze
- Wurzelgemüse Fruits of the roots: Hier bieten wir Jungpflanzen von Wurzelgemüse an, das in der Regel nur einjährig angebaut werden kann. Auch hier sind die ersten Jungpflanzenangebote schon für nächstes Frühjahr möglich.
Bild: Süßkartoffeln direkt nach der Ernte
- Tomaten, Auberginen, Andenbeeren – Gemüse aus dem Umfeld der Solanaceae: Hier suchen wir vor allem Sorten, die im Freiland ohne Schutz und mit möglichst grossem Ertrag angebaut werden können
Im nächsten Gärtnerbrief werden wir das Jungpflanzensortiment für 2020 näher vorstellen.
Die wichtigste Gemüseart…
ist sicher die Tomate. Und so ist es denn natürlich vor allem auch strategisch begründet, dass wir uns in einem sehr grossen Züchtungsprogramm (2019 z.B. 2500 Sämlinge und insgesamt über 3000 fruchtende Tomatenpflanzen) um die wunderschönen Paradeiser kümmern. Nun kann man sicher einwenden, dass es schon ein bisschen verrückt ist, sich um die gleiche Gemüseart zu kümmern, in der riesige Konzerne mit Hunderten von Züchtern zugange sind. Aber auch hier ist wieder das Gleiche zu bemerken wie bei den meisten Obst- und Beerenarten: Alle grossen Züchtungsprogramme kümmern sich zuallererst um den Erwerbsanbau – und die Hausgartentomaten sind mehr eine Art Abfall und Zweitverwendungsprodukt. Letztlich fehlt häufig der Fokus auf den Garten und damit auch die sortentechnische Antwort auf die konkreten Fragestellungen und Probleme des Gartenanbaus.
Zuchtziele bei den Tomaten: ‘Oben ohne’-Freilandtomaten
Als ich vor einigen Jahren die Zuchtfelder von Culinaris und von dessen Zuchtprogramm in Zusammenarbeit mit der Uni Göttingen besuchen konnte, war ich von den Freilandtomatenversuchen beeindruckt. Auf genau DAS hatte ich gewartet: Tomaten, die ohne jeglichen Schutz, ohne Überdachung (eben: oben ohne) in unserem Klima nördlich der Alpen, in Mitteleuropa sicher gedeihen und Früchte tragen. Es ist unser Zuchtziel, diese Resistenzen zu verstärken und anzureichern, und vor allem die Vielfalt der Freilandtomaten (Farben, Grössen, Muster) zu vergrössern und das Geschmackserlebnis weiter zu verbessern. Dabei gehen wir keine Kompromisse ein. In unseren Versuchsfeldern stehen die Tomaten mit 30cm Abstand, sie berühren sich, Krankheiten können sich sehr schnell verbreiten und dank unseres Klimas in Buchs/CH mit 1300 mm Niederschlag (davon die Hälfte im Sommer) ist auch immer genügend Feuchtigkeit da, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verstärken. In unserer Züchtung kommt nur weiter, was diesen Härtetest überlebt 😉.
Bild: Links vorne Pflanzen der Peruanischen Wildtomate, rechts resistente Pflanzen einer neuen Züchtungsfamilie
Bild: Typisches Bild einer robusten Freilandtomate ohne Überdachung Mitte September, Rating 7
Bild: Vorne Sorten mit total toten Pflanzen, weiter hinten resistente Pflanzen
Ein paar Zahlen helfen vielleicht, diesen Fokus noch besser zu verstehen: Von 2500 ausgepflanzten Genotypen (die allesamt mindestens ein Elternteil mit Resistenzen aufweisen) haben wir ab Mitte August bis zur Schlusselektion Mitte September ca. 400 Genotypen selektioniert. Davon werden ca. 100 Zuchtlinien entstehen, aus denen wir hoffen, extrem resistente Sorten zu gewinnen. Ca. 100 Genotypen werden wir für die weitere Züchtung benutzen, weil sie zwar interessante Formen und Farben und Wuchstypen mitbringen, aber vielleicht noch zu wenig resistent sind. Und die 200 restlichen Selektionen werden wir im Winter aufgrund der Datenanalyse aussondern können, weil sie doch zu wenig interessant sind, weil wir bessere Geschwister haben oder weil die markengestützte Gen-Analyse gezeigt hat, dass die Resistenz ungenügend ist (bzw. sich auch nicht zum Weiterzüchten eignet).
Bild: Fruchtproben der selektionierten Tomatengenotypen
Bild: Gewinnung von Samen
Bild: Samenproben werden mit etwas Wasser aufgefüllt und gelagert, bis sich Wasser und Samen scheiden
Zuchtziele bei den Auberginen: frühreifende Freilandauberginen in allen Farben und Formen
Es ist uns ein Anliegen, auch die Aubergine in unserem Gemüseprogramm weiterzuentwickeln. Die Aubergine liegt im Trend der Zeit: Sie kann als Pasta-Ersatz genutzt werden (Essen mit weniger Kohlehydraten) und auf eine bestimmte Weise ist sie auch ein Gemüse, dass bei vegetarischem Essen Fleisch substituieren kann. Ganz offensichtlich ist also die Aubergine ein Trendgemüse, aber auf dem Markt werden nur wenige Freilandsorten angeboten, die bei uns in der kurzen Vegetationsperiode eine genügend grosse Ernte bringen. Auch die mögliche Diversität an kleinen und grossen, runden und länglichen, roten, blauen, schwarzen, weissen und grünen Sorten wird kaum dargestellt. Dazu kommt: Wie das Schwesterngemüse Tomaten haben auch die Auberginen einen unglaublich hohen Zierwert, zuerst die wunderschönen Blüten und dann später ab August die farbigen Früchte sind extrem attraktiv. Wir konnten jetzt den ganzen Herbst beobachten, wie die Passanten auf dem Spazierweg am Rande unseres Zuchtfelds stehenblieben und unsere Auberginen in allen Farben bestaunten. Meist war neben dem optischen Eindruck vor allem die Frage entscheidend, was das denn überhaupt sei… Von einer neuen Beerensorte bis zu apfel-harten Tomaten und kleinen Kürbissen wurden alle Hypothesen geäussert – was zeigt, wie wenig Auberginen in all ihren Formen (ausser blau und schwarz) bekannt sind. – Hier kann der Gartenmarkt sicher noch entscheidend ausgeweitet werden, weil zur Attraktivität des Sortiments eben auch gesellschaftliche Trends wie ‘weniger Fleisch’ für diese Gemüseart sprechen. Ebenso liegt die gesunde, mediterrane Küche (Auberginenscheiben aus dem Backofen, oder vom Grill, mit etwas Olivenöl) weiterhin im Trend – und der Zierwert der extrem einfach anzubauenden Freilandauberginen kann ebenfalls noch entdeckt werden.
Bild: kleine asiatische Auberginensorte und eine grössere Züchtungsselektion von uns
Bild: rot-Orange Auberginen
Bild: neue gestreifte Auberginenselektion
Vegetative Vermehrung
Selbstverständlich planen wir, auch die Jungpflanzenproduktion auf die Kernkompetenzen von Lubera Edibles auszurichten: So planen wir mit vegetativ vermehrten Jungpflanzen und haben schon in diesem Jahr entsprechende Versuche durchgeführt.
Das tönt auf den ersten Blick ungewöhnlich, könnte sich aber als sehr erfolgversprechend herausstellen. Dies sind die Vorteile der vegetativen Vermehrung aus Züchtungssicht:
- Wir brauchen keine 8-9 Selbstungsgenerationen, um samenfeste Sorten oder gar F1 Hybriden herzustellen.
- Damit werden Kapazitäten frei, so dass wir pro Jahr viel mehr Kreuzungen zur Verbesserung von Resistenz, Vielfalt und Geschmack machen können und das Sortiment sehr schnell ausweiten.
- Auch aus Produzentensicht können in vitro vermehrte Jungpflanzen durchaus vielversprechend sein: Sie weisen eine sehr regelmässige Qualität auf, sie sind äusserst juvenil und Wüchsigkeit. Im Zusammenspiel mit der Resistenz und Wuchsstärke der Sorten können mit den neuen Freilandtomaten die veredelten Sorten ersetzt werden.
Ab wann sind wir mit Jungpflanzen von Tomaten und Auberginen auf dem Markt
Nun, da geht natürlich der Blick des Züchters in die Zukunft – und Züchter sehen immer sehr seeehr weit in die Zukunft… Trotzdem können wir nach dem aktuellen Versuchs- und Züchtungsjahr sehen, dass es durchaus realistisch ist, dass wir auf das Frühjahr 2022 oder 2023 die ersten Tomatenjungpflanzen anbieten werden. Das ist übrigens eine sehr kurze Zeit für einen Züchter, der vor 30 Jahren angefangen hat, neue Apfelsorten zu züchten…
Und zum Abschluss
noch etwas: Glauben Sie ja nicht, dass Äpfel und Tomaten sooo verschieden sind; wir wenden in unserem Züchtungsprogramm bei den Tomaten diverse Züchtungsmethoden an, die wir beim Apfel gelernt haben. Vielleicht kommt es von dieser Ähnlichkeit von Beeren und Früchten und Fruchtgemüsen, dass man bis heute nicht genau weiss, was denn Eva wirklich in Versuchung führte: War es eine Feige, ein Granatapfel, ein Apfel oder halt vielleicht doch ein Paradeiser? Lubera und Lubera Edibles sind in jedem Falle dabei…