Seit einigen Jahren sorgen immertragende Rhabarbersorten für Aufsehen, die im Sommer höchstens eine ganz kleine Pause einlegen, aber dann im Spätsommer und Herbst fröhlich weiterwachsen und laufend neue Stiele produzieren. Die bekannteste Sorte ist sicher der immertragende Rhabarber Livingstone(S), den wir bei Lubera Edibles auch als Jungpflanze anbieten.
Sind immertragende Rhabarber tagneutral?
Häufig hört man gerade von Beernenobstspezialisten, die wohl an Erdbeeren denken, die Bemerkung, dass es sich bei diesen Sorten um tagneutrale Rhabarber handle - in Analogie zu den immertragenden und tagneutralen Erdbeeren, die unabhängig von der Tageslänge immer Blüten differenzieren und ausbilden. Diese Analogie ist aber nicht zutreffend: Bei den tagneutralen Erdbeeren geht es letztlich um eine generativ Eigenschaft, die über die Tageslänge gesteuert oder eben nicht gesteuert wird, bei den Rhabarbern geht es um eine rein vegetative Eigenschaft, nämlich um die Bildung von neuen Trieben und Knospen auch im Sommer und Herbst. Fazit: Immertragende Rhabarber sind wohl nicht wirklich tagneutral (das würde implizieren, dass andere Rhabarber von der Tageslänge stark beeinflusst wären), sondern einfach sehr wüchsig und im Wuchs auch sehr ausdauernd. Woher aber kommt diese Eigenschaft?
Bild: immertragender Rhabarber im Schnee
Die Geschichte der immertragenden Rhabarber
ist schon viel älter als man gemeinhin denken würde, wenn man in den letzten Jahren über diese ‚Neuheit‘ gelesen hat. Ganz offensichtlich stammen die immertragenden Rhabarber ursprünglich aus südlichen Ländern, vor allem aus Australien. Da wollte man natürlich den Briten im Heimatland nacheifern, und auch Rhabarber anbauen…. Durch Aussaat und fortlaufende Selektion entwickelte man hier Sorten, die auch ohne oder nur mit sehr wenig Winterkälte auskommen – und die auch bei grosser Sommerhitze weiterwachsen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestellte sich der weltberühmte Obstzüchter Luther Burbank solche Sorten aus Australien nach Kalifornien (er hatte seine Versuchsanlagen in Santa Rosa) und selektioniert seinerseits aus dem Material einen ewigen, immertragenden ‚Perpetual‘ Rhabarber, den er gleich mit viel Marketing in Umlauf brachte. Wenn man Jahr-rund Rhabarber produzieren könnte – so seine Überlegung – so wäre das eine wahre landwirtschaftliche Goldader. Nun gar so erfolgreich waren seine ewigen Rhabarber nicht, aber einige Pflanzen kamen nachweislich aus den USA auch nach England – und von daher ist die Vermutung naheliegend, dass auch die heutigen, neuen immertragenden Rhabarbersorten auf diese Quelle zurückgehen. Ansonsten hat man in der Züchtung der immertragenden Rhabarber ganz einfach nachvollzogen, was die Australier gemacht haben: Nämlich Sorten selektioniert, die wenig Winterkälte brauchen, Hitze aushalten und sehr stark wachsen….
Bild: Unterschied zwischen normalen Rhabarber (links) und immertradenden Rhabarber (rechts)
Was in der Anzucht von immertragenden Rhabarbersorten zu beachten ist
Dieser ganze Hintergrund (wenig Kältebedarf, extrem starkes Wachstum, hohe Hitzebeständigkeit) hat auch Folgen für die Anzucht von Fertigpflanzen und sollte berücksichtigt werden. Wir und unser Schwesterbetrieb Lubera haben schon ca. 8 Jahre Erfahrungen mit immertragenden Rhabarbersorten und empfehlen, die nachfolgenden speziellen Eigenschaften und Massnahmen zu berücksichtigen:
- Starkes Wachstum
Mikrovermehrte Jungpflanzen wachsen stärker als Rhizome, und immertragende Rhabarber nochmals stärker als konventionelle Sorten. Der immertragende Rhabarber Livingstone(S) explodiert geradezu nach dem Topfen. Wir empfehlen deshalb, die Pflanzen auf Abstand zu stellen (Schachbrett), damit sie sich nicht erdrücken.
- Früher Start
Immertragende Rhabarbersorten haben ein kleineres Kältebedürfnis und starten sofort mit dem Wachstum, wenn es einige Grade über 0 ist. Zwar braucht es dann sehr kalte Fröste, um wirklich Schäden zu verursachen, dennoch ist dieses Wachstum bezüglich Verkaufszeitraum und auch Winterschutz einzuplanen. Die gute Seite der Medaille: Livingstone und andere immertragende Sorten können sehr früh verkauft werden, eben weil sie auch sehr früh starten.
- Feineres Wurzelsystem, gute Durchwurzelung, späte Rhizombildung
Tendenziell bilden immertragende Rhabarbersorten aus Mikrovermehrung ein noch feineres Wurzelsystem aus als konventionelle Sorten. Das beschleunigt die Durchwurzelung, aber führt aber auch dazu, dass solche Pflanzen im zweiten Jahr, vor dem Frühlingsverkauf nochmals aufgedüngt werden sollten, um am Verkaufspunkt und dann beim Kunden gut und ohne Hunger durchzuwachsen. Der Grund: Ein grösseres Rhizom und damit Reserveorgan bildet sich erst im zweiten Jahr vollständig aus.
Bild: Wurzelsystem einer Rhabarber-Containerpflanze, links: immertragend; rechts: normaler Rhabarber
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