Lubera.com, der Onlineshop unserer Schwesterfirma, verkauft seit einigen Jahren Premium-Gemüsepflanzen. Diese werden im 1.3l Viereckcontainer kultiviert, sorgfältig verpackt und dann sicher an die Kunden verschickt. Der Preis bewegt sich aktuell bei den meisten Pflanzen bei Euro 5.50, für 2025 ist eine Preiserhöhung von 10% vorgesehen. Aber wie gross ist dieser Markt? Was sind ganz allgemein die Erfahrungen bei Lubera? Wir diskutieren hier zunächst nicht, welche Betriebe diese Jungpflanzen produzieren könnten und wo sie verkauft werden, wir möchten zunächst einmal nur das Potential aufzeigen.
Das Fruchtgemüse und die Himbeeren…
Innerhalb des Gemüsesortiments konzentrieren wir uns vor allem um »hochwertige« Gemüsearten, die auch traditionell eher als Jungpflanzen, denn als Samen verkauft und gekauft werden, also keine einjährigen Salate, keine klassischen Kohlarten, keine Bohnen… Insgesamt machen die Fruchtgemüsearten den grössten Teil des Sortiments aus, dazu kommen wichtige und auch spezielle Knollenfrüchte (Süsskartoffeln, Oca etc.) sowie alle »ewigen«, staudigen und mehrjährigen Gemüsearten.
Wir produzieren sowohl die Himbeeren als auch das gesamte Gemüse im schon erwähnten 1.3l Topf. So drängt sich ein vielleicht überraschender Vergleich zwischen den beiden Pflanzengruppen auf: Wir verkaufen ungefähr gleich viele Himbeerpflanzen und Premiumgemüsepflanzen, ja ca. 70.000.
Natürlich machen wir mit den Himbeerpflanzen etwas mehr Umsatz aufgrund der höheren Pflanzenpreise, aber beim genauen Vergleich fallen einem schnell auch einige gegenläufige Tendenzen auf, die eher das Gemüse im Vorteil sehen: Himbeeren kultivieren und verkaufen wir 10–12 Monate im Jahr, die Standzeit beträgt für das Gros der Frühjahrsverkäufe schnell mal 8–12 Monate. Gemüsepflanzen dagegen (mit der Ausnahme von einigen »Ewigen« Gemüsearten) haben durchschnittlich eine Produktions- und Verkaufszeit von 4–7 Wochen. Dazu fällt die Hauptsaison in den Mai, wo viele Gehölze und Obst- und Beerenpflanzen schon wieder etwas nachgeben.
Wachstumstendenzen
Die Gemüsekategorie wächst kontinuierlich, seit wir vor einigen Jahren damit begonnen haben. Von 2023 auf 2024 mit ca. 20–30%. Hätten wir im Mai 24 den Auslieferungsrückstau besser überwinden können (wir mussten sogar Bestellungsstopps einlegen), wäre sicher noch ein besseres Resultat möglich gewesen. Ehrlich gesagt waren wir auch selber von diesem Wachstum 2024 überrascht: Teilweise war die Lieferfrist beim Gemüse viel zu lang, aufgrund des Pflanzenwachstums in dieser Zeit waren viele Pflanzen auch zu gross. Wenn man dies und das nasse und kalte Frühlingwetter 2024 bedenkt, so ist das weitergeführte Wachstum zusätzlich besonders erwähnenswert.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Aktuell stagniert der Verkauf von Himbeerpflanzen bei uns online, obwohl wir da diese saisonalen Probleme wie bei den Gemüsepflanzen nicht haben – aber umgekehrt auch 12 Monate Pflanzen vorrätig halten und verkaufen müssen. Wir gehen davon aus, dass wir die Premiumgemüsepflanzenverkäufe mittelfristig (3–4 Jahre) verdoppeln können.
Die grössten Produktgruppen im Lubera Gemüseverkauf
Von 70.000 verkauften Pflanzen sind 20.000 Tomatenpflanzen und 25.000 Ewiges Gemüse, also mehrjährige Gemüsepflanzen. Wenn man bei Letzteren nur den Verkauf im ersten Halbjahr berücksichtigt, um die Gleichstellung mit den klassischen saisonalen Gemüsepflanzen herzustellen, so sind es auch immer noch 20.000 Ewige Gemüsepflanzen.
Grafik: Verteilung der verkauften Gemüsepflanzen auf lubera.com für das Jahr 2024.
Die grössten weiteren Fruchtgemüse- und Edelgemüsearten liegen weit hinter den Tomaten: 8.000 Süsskartoffeln, 5.200 Paprika/Chili (je etwa zu gleichen Teilen), 3.600 Andenbeeren (Physalis), 2.700 Gurkenpflanzen und schliesslich noch 2.200 Auberginen.
Auffällig ist das gute Abschneiden der Süsskartoffeln, sie sind der sichere und kontinuierliche Aufsteiger unter den Edel- und Fruchtgemüsearten. Der Grund? Immer mehr spricht sich herum, dass sie letztlich zu den einfachsten und resilientesten
Gemüsearten im Garten gehören…
In anderen Markstatistiken und bei grossen Ketten nehmen in der Regel Gurken den zweiten Rang bei den Fruchtgemüsen ein. Dass sie hier, in unserem Premiumsortiment, nicht so gut abschneiden hat sicher damit zu tun, dass sie sich sehr schnell entwickeln (dass also auch eigene Aussaat ohne Probleme möglich ist) und dass wir bis jetzt im Sortiment in Bezug auf Gesundheit und Einfachheit (Mehltaufreiheit) noch keine deutlich besseren Sorten anbieten können. Genau darum arbeiten wir bei Lubera auch an besseren Gurkensorten für den Garten.
Tomaten – die Freilandtomaten gewinnen
Innerhalb des Tomatensortiments (von 46 verschiedenen Sorten) schneidet das Freilandtomatensortiment mit Abstand am besten ab: 57.5% der verkauften Premium-Tomatenpflanzen sind Freilandtomaten, vor allem die Open Sky® Tomaten aus eigener Züchtung.
Grafik: Gegenüberstellung der verkauften Freilandtomatenpflanzen mit den übrigen Sorten.
Je weiter wir dieses Sortiment ausbauen können, die Qualität verbessern und mehr Diversität an Formen, Farben, Texturen, Geschmäckern und Verwendungszwecken anbieten können, umso dominanter wird diese Gruppe werden. Wir müssen auch vermehrt alternativen zu den klassischen Stabtomaten anbieten, die für den einfachen Anbau wegen des Ausgeizens einfach zu kompliziert sind. Strauchtomaten (Anbau ohne Gerüst und ohne Ausgeizen) und determinierte und halbdeterminierte Sorten bieten da spannende Alternativen, die auch in unserer Lubera Züchtung verstärkt berücksichtigt werden.
Ewiges Gemüse – Rhabarber, Spargeln und was noch?
Das Ewige Gemüse wird von den Rhabarbern (5.000 von 25.000 verkauften Pflanzen) und Spargeln (6.500 Pflanzen) dominiert). Das sind eindeutig die Klassiker unter den mehrjährigen Gemüsearten, überraschend ist aber doch das starke Abschneiden der Spargeln. Ganz offensichtlich gibt es da eine Lücke, es werden einfach noch relativ wenige Spargeltopfpflanzen angeboten, die das ganze Jahr über pflanzbar sind.
Grafik: Verteilung der verkauften Pflanzen in der Sortimentsgruppe "Ewiges Gemüse®".
Die wenigen Pflanzengruppen, die da zusätzlich noch mit den aktuellen Verkaufszahlen ins Auge springen, sind die Zwiebel/Lauchpflanzen mit 4.600 verkauften Pflanzen. Dahinter kommen die Baumkohle (mit 1.200 verkaufte Pflanzen) und die Artischocken mit 1.000 Verkäufen. Die restlichen 6.700 Pflanzen verteilen sich ziemlich gleichmässig auf eine grosse Vielzahl von Spezialitäten und Besonderheiten: Mehrkohl, Wasabi, viele verschiedene mehrjährige Salatsorten, mehrjährige Blattgemüsearten.
Premiumgemüsepflanzen produzieren und verkaufen – die Herausforderungen
Der grösste Vorteil des Gemüsesegments ist gleichzeitig auch die grösste Herausforderung: Die Pflanzen können in sehr kurzer Zeit (3–5 Wochen) produziert werden, sie müssen aber auch Ende April bis Anfang Juni in 6–7 Wochen ausgeliefert/verkauft werden. Umgekehrt passt dieser Verkaufszeitraum bei Lubera.com auch sehr gut zum restlichen Gehölz- und Obst- und Beerenangebot, das im Mai schon wieder etwas weniger nachgefragt wird. Bei stationären Verkaufsstellen wird ein zusätzliches Problem darin liegen, dass die Gemüsesaison mit der Beet- und Balkonpflanzensaison zusammenfällt. Für schnell wachsende Gemüsesorten wird die Produktion gestaffelt sein müssen, in 2–3 Produktionsschüben. Einerseits können wir Premium-Gemüse nur als starke Pflanzen verkaufen (darum auch der Topf von 1.3l, andererseits dürfen die Pflanzen für den Versand auch nicht zu gross werden. Langsam wachsende Gemüsearten wie Chili und Paprika (die auch mehr Wärme brauchen) können aber problemlos in einem einzigen Satz produziert werden.
Die Folgerungen für Lubera.com und für unsere Züchtung
Wir sehen im Premiumgemüse ein deutlich wachsendes Zukunftssegment. Starke Jungpflanzen erhöhen die Kultursicherheit beim Konsumenten, lassen ihn für eine frühe Ernte auch Zeit gewinnen. Wenn es zusätzlich gelingt, mit neuen Sorten eindeutige Vorteile für einen einfachen Anbau herauszuholen (einfacherer Anbau siehe z.B. Strauchtomaten, mehr Resistenz – Freilandtomaten, längeres Überleben der Pflanze – mehr Fruchtzucker bei den Melonen), dann lässt sich dieser Markt nochmals deutlich vergrössern.
Beim Ewigen Gemüse muss es das Ziel sein, einzelne Zukunftssegmente stärker in den Vordergrund zu spielen und ebenfalls züchterisch zu verbessern: Hier denken wir vor allem an die Baum- und Meerkohle, an Zwiebelpflanzen und weitere Gruppen von mehrjährigen Blattgemüsen. Ein weiteres spannendes Segment können mehrjährige Bohnen und weitere Leguminosen sein, die besonders gut in Mischpflanzungen, in Staudenbeete und in den Permakulturanbau passen und kontinuierlich Stickstoff fixieren (Ewige Bohnen). Hier haben wir mittelfristig spannende neue Pflanzen in unserer Züchtungspipeline.