Die vergangenen Jahre haben es bereits angedeutet und das diesjährige Corona-Frühjahr hat es dann auch bestätigt: Die Nachfrage nach „Edibles“ – Pflanzen mit essbaren Teilen – ist ungebrochen. Gerade in diesem besonderen Jahr gab es Phasen, in denen der Hunger nach „Edibles“ kaum oder teilweise auch gar nicht gestillt werden konnte. Von diesen Lieferengpässen war vor allem die Himbeerpflanzen-Produktion betroffen, denn diese waren Ende Frühjahr/Anfang Sommer kaum mehr lieferbar. Wie könne man solche Lieferengpässe verhindern (die ja immer auch verpasste Marktchancen bedeuten)? Oder noch genereller: Wie könne man den Sommermarkt besser für Edibles erschließen? Denn eines ist sicher: Den alten Herbst mit riesigen Gehölzabsätzen herbeizusehnen ist eine vergebliche Liebesmüh...
Frische Himbeerpflanzen das ganze Jahr – und nicht nur fürs Frühjahr
Ein Grund für die Lieferengpässe bei den Himbeeren im Späten Frühjahr und Anfang des Sommers ist die übliche Produktionsweise. Hier werden die Jungpflanzen nach der Auslieferungsphase im Mai-Juni getopft und über den Sommer hinweg kultiviert und herangezogen. Allerdings variiert der genaue Zeitpunkt hier recht stark von Betrieb zu Betrieb.
Diese so produzierten Pflanzen sind dann für die Auslieferung und den Verkauf im Herbst bzw. zur Bestückung der Verkaufsflächen im Frühjahr vorgesehen. Wenn man nun aber aus Ermangelung an Alternativen bereits im Sommer, also noch während der eigentlichen Produktionsphase, Pflanzen aus diesen Beständen verkauft, dann fehlen eben genau diese Pflanzen zu einem späteren Zeitpunkt.
Bild: kürzlich getopfte Himbeeren-Jungpflanzen der Qualität "Multi", hier im C1,3
Vielleicht sollte man das auch direkter Formulieren: Weil letztlich die ganze Produktionsplanung auf den Frühlingsverkauf ausgerichtet ist, kann man bei veränderten Rahmenbedingungen nicht flexibel reagieren und hat letztlich gar keine Kapazitäten, den Sommer als Markt aktiver zu bearbeiten.
Der Markt für Himbeerpflanzen im Sommer
Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass das Problem des Sommerverkaufs nicht darin bestehe, dass es keine Pflanzen gebe, sondern eher darin, dass gar keine Nachfrage vorhanden sei. Die Suchvolumina im Internet (bei Google) und auch die Verkaufsresultate online deuten darauf hin, dass sich die Nachfrage im Sommer auf einem Niveau um 35-50% der Spitzenumsätze im Frühling bewegen kann. Es ist nur vernünftig anzunehmen, dass diese Nachfrage auch weitgehend auf der Fläche realisiert werden könnte – wenn die Kommunikation dazu und selbstverständlich auch die Pflanzen vorhanden sind. Schließlich kommt dazu, dass es sowohl bei Himbeeren als auch bei Erdbeeren diverse objektive Vorteile der Sommerpflanzung gibt.
Satzweise Produktion
Bezüglich der Verfügbarkeit von Verkaufspflanzen im späten Frühling und im Sommer kann die satzweise Produktion der Himbeerpflanzen Abhilfe schaffen. Zwar erhöht diese Produktionsweise leicht den Planungsaufwand, allem voran bei der Bereitstellung von Töpfen, Substrat und Jungpflanzen. Dagegen fallen allerdings die Vorteile stärker ins Gewicht. So lassen sich zum Beispiel die Standzeiten der einzelnen Sätze reduzieren und man kann das ganze Jahr über frische und wüchsige Pflanzen anbieten/liefern. So lassen sich auch gerade im Hochsommer, der eigentlich besten Pflanzzeit für Himbeeren im Topf, Endverkaufsbetrieb mit optisch sehr ansprechenden Pflanzen bestücken. Und eines ist ganz sicher: Je jünger und kürzer Himbeerpflanzen im 12er Topf bis zum 3l Container produziert sind, desto besser wachsen sie beim Endkunden an.
Bild: Ende Juli bereits gut durchwurzelte und verkaufsfertige Himbeerpflanzen, getopft wurde hier Anfang Juni
Methode A – Die klassische Produktionsweise oder auch die eierlegende Wollmilchsau-Methode
Hier werden unsere Jungpflanzen (Qualitäten „Multi+“ und „Multi“) ganz klassisch im Mai/Juni getopft. Die so produzierten Pflanzen können zu allen Verkaufsterminen angeboten werden. Je nach Topfgröße und Rückschnitt, der erste Rückschnitt kann etwa 3 – 4 Wochen nach dem Topfen erfolgen, können die Himbeerpflanzen bereits nach wenigen Wochen in den Verkauf gehen. Hier sollte beachtet werden, dass nach dem 15. August kein eigentlicher Rückschnitt mehr erfolgen sollte, außer es handelt sich dabei um einen dezenten Formierungsschnitt auf die Verkaufshöhe.
Methode B – Gezieltes Topfen von Himbeeren für den Sommerverkauf
Bei dieser Methode ist eine genaue Terminierung unerlässlich. Nur so lässt sich sicherstellen, dass zum geplanten Verkaufstermin oder zur Aktionszeit auch das richtige Produkt vorhanden ist. Gerade bei Aktionsware ist eine Topfgröße von 0,5 – 2 l die gängige Praxis. Hier kann man, bei Jungpflanzen der Qualität „Multi“ (frisch/krautig), mit einer Produktionsdauer von etwa 5 Wochen rechnen. Vorausgesetzt, die Pflanzen brauchen nicht geschnitten zu werden. Wenn die Pflanzen doch genschnitten werden sollen, erhöht sich die Produktionsdauer auf 8 Wochen.
Bild: Verkaufsfertige Himbeerpflanzen im C1,3 (Ende Juli), Topftermin war Anfang Juni
Methode C – August Topfen (im Folientunnel bis September)
Dieser Topftermin ist für alle von uns empfohlenen Topfgrößen geeignet. Die Topfung kann sowohl ins Freiland (August) als auch geschützt (September) erfolgen. Durch einen so späten Topftermin werden negativen Witterungsumstände wie extreme Hitzeperioden weitestgehend vermieden. Den Pflanzen bleibt aber genug Zeit, um den Topf noch komplett zu durchwurzeln. Und auf Grund der nur kurzen verbleibenden Wachstumsperiode werden die Triebe dieser Pflanzen nicht besonders stark. Hier ist ein kompletter Rückschnitt in der totalen Winterruhe (Januar/Februar) anzuraten. Vom geschützten Standort werden so produzierte Pflanzen gegen Ende April und aus dem Freiland ab Mitte Mai verkaufsfähig sein, da man erst den Neuaustrieb abwarten muss.
Methode D – Ende Februar/Anfang März Topfen von überwinterten Jungpflanzen
Zu diesem Topftermin kommen selbstredend nur überwinterte Jungpflanzen der Qualität „Multi+“ in Frage. Da unsere Himbeer-Jungpflanzen zu diesem Zeitpunkt in kompletter Winterruhe ausgeliefert werden, kann die Topfung sowohl an einen geschützten ungeheizten Standort erfolgen als auch direkt ins Freiland. Die Himbeer-Jungpflanzen treiben dann mit dem normalen jahreszeitlichen Verlauf aus. Nach dieser Methode produzierte Pflanzen sind vom geschützten Standort etwa ab Mitte Mai und aus dem Freiland etwa ab Ende Mai/Anfang Juni verkaufsfertig.
Bild: Himbeerjungpflanzen der Qualität "Multi+"; hier in absoluter Vegetationsruhe
Tabellarische Übersicht
Wie Sie in der Tabelle sehen, gibt es durchaus Mittel und Wege, um den Handel über das gesamte Jahr mit optisch ansprechenden Himbeerpflanzen zu versorgen. Sprechen Sie uns an, wir geben Ihnen gerne Hilfestellung in der Planung Ihrer Produkte und ansprechender, innovativer Sortimente.
Zur besseren Übersicht nachfolgend die einzelnen Produktionstermine in tabellarischer Form.
Produktionszeitpunkt |
Verfügbare Jungpflanzen |
Standort | Topfgrößen | Produktionsdauer |
Methode A – Mai/Juni |
„Multi“ („Multi+“) |
Freiland |
< 1l 1l – 2l > 2l |
4-5 Wochen* 6-8 Wochen* 8-10 Wochen |
Methode B – gezielt für Sommerverkauf |
„Multi“ |
Freiland Geschützt |
< 1l 1l – 2l > 2l |
4-5 Wochen* 8-10 Wochen* > 10 Wochen |
Methode C – August/September |
„Multi“ |
Freiland Geschützt |
< 1l 1l – 2l > 2l |
4-5 Wochen** 8-10 Wochen** 8-10 Wochen** |
Methode D – Ende Februar/Anfang März |
„Multi+“ |
Freiland Geschützt |
< 1l 1l – 2l > 2l |
10-15 Wochen 10-15 Wochen 10-15 Wochen |
*= bis zu einer Topfgröße von 1,5 l können die Pflanzen ungestutzt in den Verkauf gehen. Sobald gestutzt wird, verlängert sich die Kulturzeit um ca. 4-5 Wochen.
**= Einwurzelungszeit bis zur Vegetationsruhe im Herbst
Stutzen von Himbeeren
Zum Schluss noch ein paar Worte zum Stutzen von Himbeerpflanzen, denn hierbei kann durchaus auch der Kulturerfolg gefährdet werden.
Bild: Himbeerpflanzen treiben nach dem Stutzen wieder neu durch, gut erkennbar an der Rotfärbung der Blätter; gut zu erkennen auch das ältere Laub, das nach dem Stutzvorgang noch an den Himbeerpflanzen geblieben ist.
Beim Stutzen von Himbeeren sollten die folgenden zwei Hauptpunkte grundsätzlich beachtet werden, nur so kann eine erfolgreiche Produktion gewährleistet werden:
- Niemals zu tief stutzen – es darf nur so tief gestutzt werden, dass an den Pflanzen noch frisch-grüne Blätter vorhanden bleiben. Komplett blattlos gestutzte Pflanzen treiben deutlich schlechter wieder durch, da keine Assimilationsfläche mehr vorhanden ist.
- Nie nach dem 15. August stutzen – Pflanzen die nach dem 15. August noch gestutzt werden, treiben zwar wieder durch, allerdings ist die verbleibende Zeit in der Vegetationsphase zu gering, damit diese Triebe noch komplett ausreifen. Allerdings ist dieser Zeitpunkt, je nach Lage des Betriebs, eher fließend. So sollte man im nördlicheren Breiten eher 5-8 Tage abziehen. In südlicheren Breiten kann man gut und gerne noch 5 Tage dazu addieren. Ausgenommen von dieser Regelung ist ein dezenter und formgebender Schnitt auf die Verkaufshöhe.