Lubera und Lubera Edibles machen 2026 zum Jahr der Schwarzen Johannisbeeren, genauer zum Jahr unserer Cassisima® Neuzüchtungen. Dafür werden 2026 die Cassisima® Sorten von Lubera® im Konsumentenmarkt und auch BtoB (Taspo, Gabot) speziell gefördert und herausgestellt. Was sind die wesentlichen Gründe für diesen Schritt, für diese Promotion einer Aschenputtel-Frucht? Und gibt es dafür überhaupt einen Markt? Wie wichtig sind die schwarzen Johannisbeeren im Markt für Beerenpflanzen, welche Tendenzen gibt es? Das sind die Fragen, die wir in diesem Artikel zu beantworten versuchen.
Die guten alten Argumente für Schwarze Johannisbeeren: gesund, gesund, gesund…
Beamen wir uns kurz zurück in die 60er bis 80er Jahre. Wer dafür einen zu kurzen Lebensweg hinter sich gelassen hat, hat gute Chancen, bis heute gar nicht auf die Möglichkeiten der Schwarzen Johannisbeeren aufmerksam gemacht worden zu sein. Die schwarze Johannisbeere ist ein Aschenputtel unter den Beerenobstfrüchten des Gartens: kaum gekannt, übersehen, immer weniger genutzt, und versehen mit einem mindestens teilweise fraglichen Ruf.
Die Cassis der jüngeren Vergangenheit (Cassis - der schweizerische und französische Name für die Schwarzen) werden irgendwo auf der Schattenseite des Hauses angebaut, weil man da ähnlich wie bei Sauerkirschen dann doch noch auf einen Ertrag hoffen kann. Und weil sie ja sowieso sauer sind, da können sie auch noch etwas saurer werden. Damit wird auch verhindert, dass die mehltaugeplagten oder meist schon blattlosen Sträucher im Sommer und Herbst überhaupt von einem Besucher oder Passanten erspäht werden können. Die Früchte sind klein, ca. 4-7 mm und wahnsinnig sauer. Wobei das Adjektiv „sauer“ den Mix aus einem aggressiven Cassisaroma, Säure und Bitterstoffen nur unvollständig beschreibt… Jedenfalls muss ich noch heute unwillkürlich eine saure Grimasse ziehen, wenn ich nur schon an die Schwarzen Johannisbeeren auf der Nordseite meines Elternhauses denke. Aber natürlich waren auch die Schwarzen Johannisbeeren der Vergangenheit sehr gesund, das war jedenfalls von meiner Mutter immer wieder zu hören, wenn wir dagegen protestierten, dass die schwarzen Gesundheitspillen in Joghurt Dessert geschmuggelt wurden. Eigentlich, so die Prägung meiner Cassis-Jugend, waren Schwarze Johannisbeeren eigentlich primär eine Medizin, und eine solche muss ja – ungefähr wie Fenchel, Spinat und Rosenkohl – definitionsgemäss schlecht, ja grässlich schmecken.
Gibt es einen Ausweg aus dieser Gesundheitssackgasse (gesund, schlecht schmeckend wie Medizin), in der z.B. auch die Gojibeeren stecken?
Die Cassissima®-Züchtung bei Lubera
Bei Lubera züchten wir seit ca. 25 Jahren intensiv Schwarze Johannisbeeren. Dass sie trotz der relativen unbedeutenden Rolle der Obstart so viel Platz bei uns eingenommen haben und immer noch einnehmen, hängt letztlich mit ihrem früheren deplorablen Zustand zusammen… Unterentwickelte Früchte lassen sich nun mal am besten weiterentwickeln, wenn man denn geeignetes Genmaterial dafür findet. Fortschritte bei schon sehr stark domestizierten und spezialisierten Obstgarten sind schwieriger.
Dank des Einsatzes russischer, schwedischer, litauischer und ukrainischer Sorten und auch mit etwas Glück stellten sich bei den ´Schwarzen´ schnell Fortschritte ein und diese werden nun kontinuierlich ausgebaut. Die Cassissima® Früchte der Gegenwart (Black Bells, Back Marble, Little Black Giant, Noiroma) präsentieren sich nun als exzellent schmeckende Naschfrüchte, am Ende als eine Alternative zu Heidelbeeren – nur viel einfacher (nämlich ohne Moorbeet) anzubauen.
Die neuen Argumente für die Cassisima® Beeren
Es lohnt sich, die wichtigsten Argument für die neuen Cassissima® Naschfrüchte einzeln aufzuzählen.
- Fruchtgrösse
Die Fruchtgrösse der modernen Cassissima® Sorten beträgt zwischen 15 und 20mm Fruchtdurchmesser, also vergleichbar mit grossen Heidelbeeren. Damit ist auch der Fruchtfleischanteil gegenüber Fruchthaut und Kernen viel grösser geworden, der Gesamteindruck ist geprägt von der fleischigen Textur, die zusammen mit dem Zucker und Aroma einzelbeerenweise wahrgenommen wird. Cassissima® Früchte erntet und isst man nicht mehr an der Traube, sondern Beere für Beere in den Mund geschoben.
- Zucker
Cassissima® Johannisbeeren sind ganz einfach süss – und nochmals süss. Ihre Brixwerte betragen 16-20° Brix. Mit so viel Zucker wird auch die Säure überdeckt und relativiert. Die sauren, aber ach so gesunden Schwarzen sind… definitiv süss geworden
- Cassisaroma
Das Cassisaroma der Vergangenheit war bitter und spitz, nach 3 Beeren hatte man Halsweh. Das Cassisaroma der Cassissima® Sorten ist dezent, fein, manchmal fast nicht wiedererkennbar, einfach wie ein aromatechnisches „Wasserzeichen“, das den Unterschied zwischen einer Charakterfrucht und einer beliebigen Heidelbeere ausmacht.
- Pflanzengesundheit
Cassissima® Sträucher sind mehltauresistent. Punkt
- Ertrag
Gigantische Erträge sind normal. Es lohnt sich, die Cassisima® Sträucher mit einem Pfahl zu versehen und während der Reifezeit die Äste zu stützen oder mit einem Ring oder einer Schnur aufrecht zu halten.
- Einfacher Anbau
Nein, ich würde nicht raten, den Anbau für Cassissima® jetzt wieder den Vollschattenschatten zu verlegen, wie das früher üblich war. Aber eigentlich gibt es nicht sehr viel anderes zu tun, als zu pflanzen und zu ernten. Hier die 3 wichtigsten Tipps für den Anbau:- tief pflanzen, um die Neubildung von Basistrieben anzuregen
- eher stark düngen, viel Triebwachstum führt zu besserer Fruchtqualität, an 2 bis 3 jährigen Holz hängen die besten und grössten Beeren
- stark schneiden, jedes Jahr 25% bis 30% der Triebe rausschneiden, immer diejenigen zuerst, die schon am ältesten und dicksten sind
- Ja, immer noch Gesundheit!!!
Die Anthocyane, dazu der hohe Vitamingehalt (Vitamin C) können weiterhin mit Fug und Recht für die Schwarzen ins Feld geführt. Aber diese Argumente kommen zuletzt, sie sind nicht mehr das Totschlagargument von vor 30 Jahren, das einem helfen sollte, Säure, Bitterkeit und den eigenen Widerwillen zu überwinden
Fazit: Aus der Aschenputtelfrucht wird eine Naschfrucht, die in jedem Garten einfach angebaut werden kann. Natürlich haben die „Schwarzen“ damit noch lange nicht die Blauen, die Heidelbeeren eingeholt. Aber die Cassissima® Schwarzen Johannisbeeren sind zumindest drauf und dran, die Roten Johannisbeeren, ihre roten und erfolgreicheren Cousinen einzuholen.
Der Markt für schwarze Johannisbeeren (Lubera.com Zahlen)
Natürlich sind repräsentative Kundenumfragen für ein Nischenprodukt wie Schwarze Johannisbeeren nicht möglich. Aber dafür können wir auf die Verkaufsdaten der Lubera AG (Lubera.com) zurückgreifen. Da hier Cassis-Sorten das ganze Jahr kontinuierlich angeboten werden und auch nicht speziell gepuscht werden, ergeben sich da valable Hinweise auf den Markt und allfällige Marktveränderungen. Noch ein Vorteil: Hier bieten wir fast nur noch die eigenen Cassissima®-Sorten an und erklären auch deren Vorzüge. Die Verkaufszahlen sind also auch das Resultat des Angebots.
Grafik: Verkaufszahlen 2024 - Johannisbeeren und Jostabeeren
Die Zahl der verkauften Schwarzen Johannisbeerpflanzen ist in den letzten Jahren laufend gewachsen, ihr relativer Anteil im Vergleich mit den roten Johannisbeeren sowieso. Wir verkaufen jetzt pro Saison alle Sorten zusammengenommen fast gleich viele Cassisima® Sträucher wie rote Johannisbeeren. Dabei werden die Roten von unserem Marketing eher bevorzugt, in vielen Bundles und gemischten Sortimenten werden Rote und Schwarze bis heute im Verhältnis 2:1 angeboten
Was kann unternommen werden, um den Markt auszuweiten?
- Die wunderbare Geschichte von der Aschenputtel Frucht erzählen, die jetzt in voller Süsse, Grösse und Schönheit erstrahlt…
- Einfacherer Anbau als Rote Johannisbeeren (kein Wachstumsstopp am längsten Tag) und als Heidelbeeren (saurer Boden)
- Auch in der Pflanzenproduktion einfacher, da viel stärker wachsend. Pflanzen aus einem 60er Tray können auch Töpfe bis zu 5l produziert werden (mit 2maligem Rückschnitt)
- Vergleich mit Heidelbeeren (sich sozusagen am Beispiel der Erfolgsfrucht raufziehen)
- in Mischsortimenten gleich viele Cassisima® wie Rote Johannisbeeren vorsehen
- Musterpflanzen mit grosse Cassisima®-Pflanzen den Wiederverkäufern zur Verfügung stellen. Gross verkauft Klein.