Als Frucht hat die Kiwi – wir meinen hier die großfruchtige Kiwi: Actinidia deliciosa – eine vergleichsweise kurze Geschichte in Europa. So wurden erst in den 1950er Jahren die ersten Kiwi-Früchte nach Großbritannien importiert. Das Herkunftsland, wie sollte es auch anders sein, war damals wie heute Neuseeland. Heutzutage sind die Kiwi-Früchte aus keinen Obstladen oder Supermarkt mehr wegzudenken und sind das ganze Jahr über verfügbar. Sorten, die man früher ausschließlich im Plantagenanbau gefunden hat, gibt es mittlerweile auch als Pflanze für den eigenen Garten zu kaufen. Allerdings gibt es auch neuere Sorten, welche im Mitteleuropa regelmäßige Erträge bringen und eine Bereicherung für (fast) jeden Garten sind. Diese Sorten möchten wir Ihnen im folgenden Text näher vorstellen.
Kiwi-Jungpflanzen – ein kleiner Ausflug in die Botanik
Bevor es in die Sortenbeschreibungen geht, gibt es erst einen kurzen Ausflug in die Botanik der Kiwi-Früchte und wie die Frucht zu Ihrem Namen gekommen ist.
Namensgebung
Die Bezeichnung „Kiwi“ für die Früchte der Pflanze Actinidia deliciosa geht zurück auf neuseeländische Marketing-Experten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Kiwi-Früchte nach Neuseeland und nur ein halbes Jahrhundert später war Neuseeland, hinter dem Ursprungsland China, der größte Anbauer und Exporteur von Kiwi-Früchten. Auf Grund dieser Beliebtheit hatten neuseeländische Marketing-Experten die Idee, diese beliebte Frucht nach dem neuseeländischen Wappentier – dem Kiwi – zu benennen.
Vor dieser mehr als erfolgreichen Marketing-Kampagne wurden sowohl die Pflanze als auch deren Früchte als chinesischer Strahlengriffel bzw. chinesische Stachelbeere bezeichnet.
Herkunft
Wie bereits erwähnt, stammt die großfruchtige Kiwi (Actinidia deliciosa) aus China. Dort liegt das ursprüngliche Verbreitungsgebiet im südwestlichen Hochland und aus dem Gebiet des Jangtsekiang. Dort lassen sich Kiwi-Pflanzen bis in eine Höhe von 1900 m finden.
Beschreibung
Kiwi-Pflanzen sind sommergrüne Schlingpflanzen mit einem lianenartigen Wuchs. Die einjährigen Triebe können leicht eine Länge von 4 m und mehr erreichen. Ja nach Standort in Europa treiben die Pflanzen Ende April bis Anfang Mai aus, was sie besonders anfällig für Spätfrost-Ereignisse macht.
Befruchtung
Grundsätzlich sind Kiwi-Pflanzen zweihäusig und man benötigt sowohl eine weibliche Pflanze als auch eine männliche Pflanze als Befruchter, um Früchte ernten zu können. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Es gibt Sorten, die als selbstfruchtbar vermarktet werden, die aber viel wahrscheinlicher parthenokarp sind, also auch ohne Befruchtung Früchte ansetzen. Die Erkennbarkeit des Geschlechts einer Kiwi-Pflanzen ist nur während der Blütezeit möglich, aufgrund des Wuchses oder der Blätter kann das Geschlecht nicht bestimmt werden.
Winterhärte
Grundsätzlich sind die Pflanzen der großfruchtigen Kiwi in Mitteleuropa ausreichend winterhart. Allerdings können bei den Actinidia deliciosa nicht alle Pflanzenteile gleich tiefe Temperaturen ertragen.
Gut etablierte Pflanzen können auch winterliche Temperaturen von unter -20°C aushalten. Der Pflanze an sich schadet das wenig, sie treibt im Frühjahr wieder aus. Allerdings wird so eine Pflanze im folgenden Frühjahr nicht blühen, da die Blütenanlagen in den Knospen nur Wintertemperaturen bis maximal -18°C überstehen. Bei tieferen Temperaturen erfrieren die Blütenanlagen, die Knospe an sich wir aber nicht weiter beschädigt und reibt wieder aus, ohne jedoch Blüten auszubilden.
Kiwi-Jungpflanzen – „selbstfruchtbare“ Sorten
Wie bei den Kiwibeeren gibt es auch bei den großfruchtigen Kiwi Pflanzen, die auch ohne Fremdbefruchtung Früchte ausbilden. Landläufig werden solche Sorten als selbstfruchtbar bezeichnet, was botanisch wohl nicht ganz richtig ist. Viel wahrscheinlicher ist es, dass diese Pflanzen/Sorten parthenokarp oder jungfernfrüchtig sind, also Früchte auch ohne Befruchtung ausbilden. Dabei kann es sich sowohl um weibliche als auch um männliche Pflanzen/Sorten handeln.
Diese Sorten haben den Vorteil, dass nur eine Pflanze benötigt wird, um Früchte ernten zu können. Diese Früchte sind im Verhältnis aber deutlich kleiner als bei den weiblichen Fruchtsorten und die Pflanzen tragen in der Regel auch deutlich weniger Früchte.
Kiwi Jenny
Kiwi 'Jenny' ist im Grunde eine männliche Pflanze, die fast nur Staubfäden und nur einen verkrüppelten Stempel ausbildet. Sie ist aber in der Lage, durch Parthenokarpie Früchte auszubilden, die aber wie schon oben erwähnt nur etwa halb so groß werden wie die echten weiblichen Kiwisorten. Daher zählt man Jenny zu den sogenannt selbstfruchtenden Kiwis. Entstanden ist Kiwi Jenny in Deutschland und es wird ihr nachgesagt, dass diese Sorte tiefere Temperaturen verträgt als andere Sorten.
Bild: großfruchtige und selbstfruchtbare Kiwi Jenny
Vorteile Kiwi Jenny
- bildet parthenokarpe Früchte
- für eingeschränkte Platzverhältnisse
- Zusatzsorte steigert Ertrag
Kurzbeschreibung Kiwi Jenny
Wuchs: starkwachsende Schlingpflanze, ein Sommerschnitt ist zwingend erforderlich
Reife/Ernte: Die Erträge schwanken stark aufgrund des heiklen Vorgangs der Parthenokarpie. Ernte ab Oktober bis Anfang November - spätestens nach dem ersten Frost; Genussreife folgend je nach Lagertemperatur, kann durch Aufbewahrung mit einem Apfel im Folienbeutel forciert werden
Früchte: kleine, grünlich-braun behaarte Früchte
Geschmack: süß-säuerlich, typische Kiwi-Geschmack
Kiwi Solissimo® (renactPBR)
Kiwi 'Solissimo®' (renactPBR) ist die erste „selbstfruchtbare“ Kiwi-Sorte, die regelmäßige und zuverlässig Erträge liefert. Auch die Fruchtgröße der von 'Hayward' abstammenden Sorte ist deutlich verbessert worden. Wie die anderen klassischen Kiwi ist 'Solissimo' (renactPBR) sehr wüchsig, wird 4-7 m hoch und benötigt ein robustes Rankgerüst. In den ersten Kulturjahren ist ein leichter Winterschutz angebracht. Einmal angewachsen, bildet auch die Kiwi 'Solissimo' (renactPBR) im Sommer meterlange Triebe. Der Sommerschnitt im Juni-Juli ist also keine Empfehlung, sondern auch bei dieser Sorte Pflicht. Die Maßnahme fördert den Blütenansatz im Folgejahr und ist im Gegensatz zum Winterschnitt tendenziell wuchshemmend, was Ertragseintritt und Erntevolumen steigern kann.
Bild: großfruchtige und selbstfruchtbare Kiwi Solissimo® (renactPBR)
Vorteile Kiwi Solissmo® (renactPBR)
- bildet parthenokarpe Früchte
- für eingeschränkte Platzverhältnisse
- zuverlässige Erträge
Kurzbeschreibung Kiwi Solissimo® (renactPBR)
Wuchs: starkwachsende Schlingpflanze, ein Sommerschnitt ist zwingend erforderlich
Reife/Ernte: Ernte ab Oktober bis Anfang November - spätestens nach dem ersten Frost; Genussreife folgend je nach Lagertemperatur, kann durch Aufbewahrung mit einem Apfel im Folienbeutel forciert werden
Früchte: mittelgrosse, rundliche, grünlich-braun behaarte Früchte
Geschmack: saftig-süß mit einer deutlichen aber angenehmen Säure
Kiwi-Jungpflanzen – weibliche Ertrags-Sorten
Die Sortengruppe der weiblichen Kiwi-Pflanzen zeichnen sich durch höchste und regelmäßige Erträge aus. Um diese Erträge aber erzielen zu können ist eine männliche Befruchter Sorte unerlässlich.
Kiwi Kivite®
Die weibliche Kiwi 'Kivite®' ist eine unserer diesjährigen Neuheiten und eine wirkliche Gartenkiwi. Frisch gepflanzte Pflanzen kommen schnell in den Ertrag und überzeugen durch ihre Blühfreudigkeit und äußerst zuverlässigen, wie regelmäßigen Erträgen. Dabei trägt Kivite® mehr und auch regelmäßiger Früchte als die weit bekanntere ‚Hayward‘. Die mittelgroßen Früchte sind bräunlich-behaart und weisen eine verkehrt-eiförmige Form auf. Mit einem durchschnittlichen Gewicht von etwa 50g sind die Früchte zwar kleiner als von ‚Hayward‘, allerdings hängen ungleich mehr Früchte an den Pflanzen von ‚Kivite®‘. Das Holz hat im Verhältnis eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Winterfrösten, der Austrieb im Frühjahr hingegen muss vor Spätfrösten geschützt werden.
Bild: weibliche großfruchtige Kiwi Kivite®
Vorteile Kiwi Kivite®
- die zuverlässige Gartenkiwi
- trägt viel regelmäßiger und mehr Früchte als Hayward
- kommt schnell in den Ertrag
Kurzbeschreibung Kiwi Kivite®
Wuchs: starkwachsende Schlingpflanze, ein Sommerschnitt ist zwingend erforderlich
Reife/Ernte: Ernte ab Oktober bis Anfang November - spätestens nach dem ersten Frost; Genussreife folgend je nach Lagertemperatur, kann durch Aufbewahrung mit einem Apfel im Folienbeutel forciert werden
Früchte: mittelgroße und braun-behaarte Früchte, verkehrt-eiförmig, im Durchschnitt etwa 50g schwer
Geschmack: angenehm saftig mit einer guten Süße und eine deutlichen Säure - typisch Kiwi halt…
Kiwi Hayward
Die Kiwisorte 'Hayward' ist die weibliche Standardsorte unter den großfruchtigen Kiwis. Die Sorte liefert, Befruchtersorte vorausgesetzt, große Früchte und hohe Erträge. Die Früchte sind typischerweise leicht walzenförmig, was man im Querschnitt besonders gut sieht. Das Fruchtfleisch ist hellgrün, saftig und schmeckt süß-säuerlich. Als sehr starke und breitwüchsige Kletterpflanze braucht die weibliche Kiwi 'Hayward' wie alle Kiwis eine stabile Rankhilfe, die nicht zu knapp bemessen sein sollte. Eine Pflanzung ist eigentlich nur für beste Standorte empfehlenswert. In den ersten 2–3 Jahren ist ein leichter Winterschutz empfehlenswert. Wie bei allen anderen Kiwi-Sorten auch, ist ein Sommerschnitt (Juni-Juli) unerlässlich. Man kürzt dabei die langen, zuweilen massiv wuchernden, einjährigen Triebe bis auf wenige Augen ein. Der Sommerschnitt ist wichtig für den Blütenansatz im Folgejahr und reduziert das Wachstum.
Bild: weibliche großfruchtige Kiwi Hayward
Vorteile Kiwi Hayward
- die Standardsorte
- bekannter Klassiker
- für beste Standorte geeigent
Kurzbeschreibung Kiwi Hayward
Wuchs: starkwachsende Schlingpflanze, ein Sommerschnitt ist zwingend erforderlich
Reife/Ernte: Ernte ab Oktober bis Anfang November - spätestens nach dem ersten Frost; Genussreife folgend je nach Lagertemperatur, kann durch Aufbewahrung mit einem Apfel im Folienbeutel forciert werden
Früchte: große, grün-braun behaarte, leicht walzenförmige Früchte
Geschmack: saftig-süß und säuerlich
Kiwi-Jungpflanzen – männliche Befruchter-Sorten
Ohne eine männliche Kiwi-Sorte, die als Befruchter für die weiblichen Kiwi-Sorten dient, wird es keinen Ertrag geben. Darum ist es unerlässlich, mindestens eine männliche Kiwi-Pflanze zu pflanzen. Wichtig hierbei ist, dass die Blütezeit der weiblichen und der männlichen Sorten übereinpassen. Eine männliche Befruchtersorte kann gut und gerne bis zu 10 weibliche Kiwi befruchten; die Befruchtung ist auch noch gesichert, wenn die männliche Befruchterkiwi bis zu 10m entfernt ist.
Funfact am Rande: Auch weibliche Kiwibeeren-Sorten können durch eine männliche Actinidia deliciosa-Pflanzen befruchtet werden. Im Garten wird dies auf Grund der unterschiedlichen Blütezeiten von Mini-kiwi und großfruchtigen Kiwi wohl nicht natürlich vorkommen.
Kiwi Tomuri
Die männliche Kiwisorte 'Tomuri' ist ein zuverlässiger Befruchter für weibliche Kiwis (Actinidia deliciosa). Die Blüten sind crèmefarben und erscheinen im Juni. Eine Pflanze reicht zur Befruchtung von mehreren weiblichen Kiwis aus, sofern der Befruchter genügend Blüten bildet und nur wenige Meter Abstand zu den weiblichen Pflanzen hat. Auch die männliche Kiwi 'Tomuri' ist starkwachsend, Sommerschnitt ist zwingend nötig. Muss nur eine weibliche Pflanze befruchtet werden, kann die männliche Pflanze durch rigorosen Schnitt deutlich kleiner erzogen werden, sie muss aber selbstverständlich einige Dutzend Blüten ausbilden... Die männliche Kiwi 'Tomuri' führt auch bei "selbstfruchtbaren" Sorten zu mehr Ertrag und größeren Früchten.
Bild: Kiwi Tomuri - Befruchtersorte für die weiblichen großfruchtigen Kiwi-Sorten, man erkennt keinen Stempel mehr und sieht nur die vorherrschenden männlichen Staubfäden und Staubbeutel
Vorteile Kiwi Tomuri
- männlicher Befruchter für Kiwis
- blüht reich und zuverlässig
- gesund und vital
Kurzbeschreibung Kiwi Tomuri
Wuchs: starkwachsende Schlingpflanze, ein Sommerschnitt ist zwingend erforderlich
Früchte: männliche Befruchter-Sorte, kein Fruchtansatz
Gelbe Kiwi-Jungpflanzen
Im Handel gibt es neben den grünen großfruchtigen Kiwis auch immer mehr solche mit gelben Fruchtfleisch und mit deutlich geringer behaarten Fruchtschale. Hierbei handelt es sich in der Regel um Sorten der grünen Kiwi – botanisch: Actinidia deliciosa var. chinensis. Je nach Literatur ist diese Einteilung aber nicht allgemeingültig. Manchmal wird A. chinensis als eigenständige Art aufgeführt und manchmal wird A. deliciosa als Varietät von A. chinensis angesehen.
Nichtsdestotrotz sind die gelbfruchtigen großen Kiwis eine separate Sortengruppe, an der wir aktuell arbeiten. Wir haben schon viele Sorten getestet; einige gelbe Sorten sind für die Topfkultur als Baumschulpflanzen zu anfällig auf Phytophthora, andere neigen in der Kultur im Garten zu Chlorosen. Aber wir sind zuversichtlich, hier eine Lösung zu finden.