In wirtschaftlichen Boomzeiten (erinnern Sie sich, es ist gerade mal ein gutes Jahr her…) ist Selbstversorgung sozusagen ein Luxusprodukt: Wir leisten es uns, einen Teil unserer Lebens-Mittel selber herzustellen und zuzubereiten, wir stellen damit die Unmittelbarkeit und Selbstkontrolle wieder her, die wir in der arbeitsteiligen Wirtschaft verloren haben. - In Krisenzeit wechselt die Selbstversorgung teilweise ihr Gesicht: Noch lange bevor sie wirklich Geld (oder eher Liquidität) spart, gibt sie ein Gefühl der Sicherheit. Wir können uns teilweise selber ernähren, wir sorgen vor, die Einmachgläser werden vom Staub befreit und Konfitüren im Überfluss produziert. Und auch hier, in der krisengetriebenen Selbstversorgung kommt dann das Wellnessgefühl, das Gefühl, etwas für Gesundheit und Fitness zu tun, noch dazu.
Wie gross ist der Selbstversorgertrend und was genau treibt ihn an?
Wir haben den Selbstversorgertrend ausführlicher in einem Artikel bei Lubera.com analysiert.
Die Selbstversorgung, die wir meinen - eine kleine Begriffskorrektur
Auf den ersten Blick zeigt es sich, dass die bei Google gemessene Nachfrage nach Selbstversorgerthemen gar nicht so gross ist. Nach Selbstversorgung aus dem eigenen Garten wird deutlich weniger häufig gesucht als z.B. nach Himbeeren, Himbeeren pflanzen oder Himbeeren schneiden… Aber wenn wir danach die Videoviews auf Youtube analysieren, zeigt es sich, dass der Selbstversorgertrend hier ungebrochen anhält und spielend leicht reine Gartenthemen sprengt. Ein neues Video beispielsweise auf dem Selbstversorgerkanal erreicht nach wenigen Tagen schon 30’000 bis 40’000 Views und Dutzende Kommentare; Youtube-Kanäle wie Selbstversorger «Rigotti» oder eben «der Selbstversorgerkanal» vereinigen auf sich 60 bis 80 Mio. Views… Schauen also Konsumenten mit Vorliebe, was sie selber nicht tun, sozusagen Selbstversorger-Porn?
Auch diese Interpretation greift zu kurz: Der (unerfüllte) Wunsch ist der Vater des Trends. Die Konsumenten möchten mehr essbare Pflanzen anbauen, aber sie wissen nicht, wie es zu machen wäre. Diese Tendenz zeigt sich beispielsweise auch in der wachsenden Nachfrage nach Garteninformation im Gartenbuch/Magazin von Lubera.com; von den über 2 Mio. monatlichen Besuchern auf Lubera.com landen über die Hälfte nicht im Shop, sondern auf den Informationsseiten. Es ist unser aller Aufgabe, diesen Wissensdrang, den Durst nach nachvollziehbaren Informationen, zu befriedigen und Anleitung zur Selbstversorgung, zum selber Anbauen von Edibles zu geben…
Selbstversorgung de luxe und aus gefühlter Unsicherheit: zwei Seiten der gleichen Medaille
Und noch etwas: Neben der konjunkturell bedingten, verstärkten Nachfrage nach ‘Grow your own’ ist auch die Luxus-Nachfrage nach Selbstversorgung, nach Kontrolle über die eigenen Lebensmittel (Gesundheit, Geschmack, Genuss) nicht einfach verschwunden. Auch diese Nachfrage zielt übrigens auf Sicherheit ab. Dazu kommt: Definitionsgemäss sind Gartenbesitzer finanziell tendenziell eher gut gestellt; ihr Budget wird zwar etwas umgeschichtet, aber Pflanzeneinkäufe und speziell der Kauf von Edibles sind davon kaum betroffen (weil sie subjektiv nicht als Luxus empfunden werden). Dies werden wir spätestens dann sehen, wenn der Nachhofbedarf an Ferien und Reisen gestillt ist…
Glücklich, wer essbare Pflanzen produziert
Und vielleicht sollte man auch grundsätzlich in Erinnerung rufen, dass sich glücklich schätzen kann, wer essbare Pflanzen produziert und anbietet. Der Trend zu Edibles bleibt ungebrochen und gewinnt sogar noch an Fahrt – weil sie eben immer Konjunktur haben. Dazu gehört aber auch, dass man die Vorteile von Edibles den Gartenfreundinnen und Gartenfreunden immer wieder in Erinnerung bringt. Es ist sicher auch richtig, Edibles gegenüber anderen Pflanzengruppen, reinen Zierstauden und Sträuchern, entsprechend zu profilieren und herauszuheben. Auch Obstbäume, Wildsträucher, sogar Prachtbohnen können eine wundervolle Hecke mit einem hervorragenden Sichtschutz bilden. Und warum sollen in Balkonkisten und Kübeln nicht vor allem essbare Pflanzen wachsen? Der Zusatznutzen erklärt sich leicht und fast von selber… Ein gemischtes Staudenbeet, ohne grosse Inseln an Beeren, Obst und Ewigem Gemüse, sollte der Vergangenheit angehören. Edibles sind nicht die kleinen Stiefschwesterchen der grossen schönen Pflanzenwelt, sondern zumindest für uns Menschen ihr Kern und die Basis, das Gerüst eines modernen und – ich erlaube mir das Unwort – nachhaltigen Gartens.
Bild: Ebenso schöne wie nutzbar, die Prachtbohne (Phaseolus coccineus), auch Feuerbohne genannt. Im Sommer auch als Sichtschutz verwendbar.
Was genau kann der Jungpflanzenproduzent für den Selbstversorgertrend tun?
Hier ist ein grundsätzliches Problem anzusprechen, dem Jungpflanzenproduzenten wie Lubera Edibles nicht wirklich entgehen können. Wir verkaufen unsere Pflanzen nicht direkt an Konsumenten, sondern an Produzenten, also nicht B(usiness)toC(onsumer), sondern BtoB. Es ist noch vertrackter, denn unsere Kunden verkaufen in der Mehrzahl ebenfalls nicht direkt an den Konsumenten, sondern nochmals an Wiederverkäufer, an Gartencenter, Baumärkte, Gartencenterketten, Lebensmitteleinzelhandel, etc. Das Modell könnte man abstrakt auch als BtoBtoBtoC beschreiben. Der Konsument ist also unendlich weit von uns, vom Züchter und Jungpflanzenproduzenten, entfernt.
Uns ist diese Distanz mehr als nur bewusst; deshalb haben wir für Lubera Edibles mehrere Mechanismen eingebaut, die uns und unseren Kunden helfen sollen, diese Distanz immer wieder zu verkürzen und schnell und angemessen auf Trends zu reagieren:
Lubera.com als Datenquelle: Unsere Schwesterfirma Lubera AG betreibt eine der grössten Pflanzen- und Gartenratgeberplattformen im deutschsprachigen Raum mit über 2 Mio. Besuchern pro Monat, mit stark wachsender Tendenz. Diese Plattform bietet uns einen reichen Datenschatz zur Zusammensetzung von Sortimenten, zur natürlichen relativen Nachfrage nach Pflanzenvarianten (z.B. männliche Kiwi vs. weibliche Kiwi vs. selbstfruchtbare Kiwi). In unserem Gärtnerbuch haben wir schon mehrere Studien dazu veröffentlicht. Sie können aber gerne auch mit konkreten Fragen an uns herantreten, um mehr Gewissheit über die Zusammenstellung von Sortimenten zu gewinnen.
Bild: Auswertung der Verkaufszahlen bei Freilandtomaten nach der Pflanzsaison 2022
Lubera.com als Teststrecke: Natürlich testen wir unsere Neuheiten aus der Züchtung, bevor wir sie in den Markt einführen. Aber der beste Test ist immer der Garten unserer Endkunden. Die meisten Luberapflanzen absolvieren vor der massenhaften Einführung bei Lubera Edibles auf Lubera.com eine Art Teststrecke, die uns hilft, das Potenzial von Pflanzen zu erkennen, die uns aber manchmal auch ermöglicht, neue Pflanzen im letzten Moment noch zu stoppen und aus dem Verkehr zu ziehen, weil sich beim hundertfachen und tausendfachen Test bei unseren Endkunden vorher nicht erkannte Probleme ergeben haben…
Sortimentsbreite und Sortimentstiefe von Lubera Edibles als Basis für die Unterscheidbarkeit und Profilierung unserer Jungpflanzenkunden: Nicht selten diskutieren wir intern bei Lubera Edibles die Breite und Tiefe unserer Sortimente und gerne würde die Produktionsplanung viele Sorten rauswerfen. Dies ist sicher von Zeit zu Zeit notwendig. Aber unsere Sortimentsbreite und -tiefe soll unseren Jungpflanzenkunden auch helfen, selber auf dieser Grundlage unterscheidbare Sortimente auszuwählen und dann ihre Produktionsart, die Topfgrösse, die Produktionsqualität und durch die Pflanzenaufbereitung zu veredeln und zu profilieren. Gerne bieten wir hier auf Anfrage auch den Service an, aufgrund Ihrer Bedürfnisse und Ideen Sortimente und Sortenkombinationen zu entwickeln und vorzuschlagen.
Bild: Überblick über die wichtigsten Züchtungsprogramme von Lubera® - hier wird der größte Output an neuen Sorten für Lubera Edibles generiert
Marke Lubera®: Durch die Reichweite vor allem im Informationsbereich wird die Marke Lubera immer bekannter, und vor allem betrifft diese Bekanntheit nicht vor allem den professionellen Markt (also die BtoB Kunden), der sich in Fachzeitschriften informieren, sondern die Endkunden selber, die sich vor dem physischen Kauf mehrheitlich online umschauen. Selbstverständlich offerieren wir unseren Jungpflanzenkunden auch, unsere Lubera Dachmarke in seiner Kommunikation und auf Etiketten und Werbematerial zu benutzen, immer natürlich im Zusammenhang mit den von uns bezogenen und kultivierten Jungpflanzen. Dies bietet sich vor allem auch für Produzenten an, die den Markt von Gartencentern und Gartencenterketten beliefern, da hier das Profil der Kundschaft am besten mit unserem online-Publikum zusammenstimmt. Lubera selber verkauft konsequenterweise keine Fertigpflanzen mehr an Wiederverkäufer, konkurrenziert also unsere Jungpflanzenkunden und auch Markenlizenznehmer nicht.