Beerenobstpflanzen werden traditionell im frühen Frühling in die Verkaufsstellen geliefert und abverkauft. Je nach Saisonverlauf kommt es dann noch zu Nachlieferungen – oder auch nicht. Wir zeigen anhand von Google Daten, dass die Nachfrage nach bestimmten Obstarten (bzw. nach den entsprechenden Begriffen) teilweise kontinuierlich über das ganze Jahr anhält oder aber dass es einen zweiten Peak nach dem Frühling zur Reifezeit der betreffenden Früchte gibt. Aber lässt sich dieser Effekt auch bei den konkreten Pflanzenverkäufen nachweisen? Verkaufen wir vielleicht viele Beerenobstarten systematisch zu früh? Verpassen wir vielleicht eine substantielle Nachfrage, wenn es später im Jahr in Handel kaum mehr frische und schöne Pflanzen gibt?
Die theoretische Nachfrage nach Suchbegriffen bei Google
Jeder von uns hat gelernt, bei Google nach Bedarf nach bestimmten oder auch kombinierten Begriffen zu suchen. Wenn man diese Daten aggregiert und im Zeitverlauf über das Jahr vergleicht, sollte sich ein zumindest theoretisches Bild über die relative Intensität der Nachfrage darstellen lassen. Natürlich will nicht jeder gleich eine Himbeerpflanze kaufen, der ´Himbeerpflanzen´ oder ´Himbeeren´ in den Suchschlitz eintippt, aber zumindest lässt sich daraus schließen, dass der Sucher ein bestimmtes Interesse hat und dass die betreffende Obstart in der Zeit der größten Nachfrage besonders bewusst wahrgenommen wird – beides sind wichtige Voraussetzungen auch für den Pflanzenkauf.
Obstarten mit früher Nachfrage (nach Google-Daten)
Der Begriff ‚Himbeeren‘ wird mit einem Peak im frühen Frühling nachgefragt, bleibt aber auch im zweiten Halbjahr mit ca. 30% der Spitzennachfrage aktuell.
Grafik: Nachfrage nach Himbeeren im Jahresverlauf (auf Basis von Google-Daten)
Obstarten mit später Nachfrage (nach Google Daten)
Die klassischen Strauchbeerenarten Stachelbeeren, Johannisbeere und auch Brombeeren werden erst spät nachgefragt, im Juni und Juli. Die Vermutung, dass hier die Saison und Reifezeit der entsprechenden Früchte die Nachfrage nach den passenden Begriffen triggert, bestätigt sich bei den Brombeeren, deren Spitzennachfrage sich um ca. 1 Monat nach hinten verschiebt, passend zur Erntezeit. Brombeeren werden eben nicht im Juni/Juli reif, sondern mehrheitlich erst im August.
Grafik: Manche Obstarten haben einen späteren Nachfrage-Höhepunkt
Obstarten mit zwei Nachfragefenstern (nach Google Daten)
Ein zweites typisches Muster ist die Nachfrage mit zwei Höhepunkten, einmal im Frühling und dann nochmals im Spätsommer/Herbst. Beim Begriff ‚Obstbaum‘ hat dies sicher mit der traditionellen zweiten Pflanzsaison im Herbst zu tun (und natürlich auch mit der Erntezeit der Früchte), beim relativ nahe bei der Pflanzenkauf-Absicht liegenden Begriff ‚Heidelbeerstrauch‘ zeigt sich der zweite Peak etwas früher, im Hochsommer, gleichzeitig mit der Reifezeit… der Heidelbeeren und mit ihrem verstärkten Angebot im Sommer im Supermarkt.
Grafik: einige Obstarten haben nicht nur einen Nachfrage-Höhepunkt, sondern mehrere (in diesem Fall sind es zwei)
Obstarten mit kontinuierlicher Nachfrage (Google Daten)
Bei Erdbeeren, Kiwi und Feigenbaum zeigt sich eine kontinuierliche Nachfrage über die gesamte Saison. Mindestens bei Erdbeeren und Kiwi spielt dabei sicher auch die saisonunabhängige durchgängige Versorgung im Supermarkt eine Rolle.
Grafik: Zusätzlich gibt es auch Obstarten, welche über die komplette Vegetationsperiode eine kontinuierliche Nachfrage haben
Die konkreten Verkaufszahlen bei Lubera.com
Bei unserer Schwesterfirma Lubera.com werden alle Produkte kontinuierlich und in breiter Auswahl von Mitte Februar bis Weihnachten angeboten. Im Folgenden zeigen wir eine Auswahl von Auswertungen, die die Verkäufe im ersten Halbjahr mit den Verkäufen im zweiten Halbjahr vergleichen, für die meistverkaufte Beerenobstart Himbeeren zeigen wir den relativen Anteil der Verkäufe pro Monat.
Grafik: Verglich der Verkaufzahlen zwichen dem ersten (Frühling) und dem zweiten (Herbst) Halbjahr
Grafik: Himbeerverkaufzahlen im Jahresüberblick - aufgeschlüsselt nach einzelnen Monaten
Wer zu früh kommt, den bestraft der Markt…
Sowohl die theoretischen Google-Zahlen, die die Nachfrage nach bestimmten Begriffen zeigen, als auch die konkreten Lubera Verkaufszahlen zeigen, dass die Nachfrage nach der Frühlingssaison bei fast allen Obstarten, speziell auch bei vielen Beerenarten signifikant ist. Sogar bei Himbeeren sind die Verkaufszahlen ab Mai bis im Herbst deutlich grösser als im Februar und April. Die Vermutung liegt also nahe, dass der physische Obst- und vor allem Beerenpflanzenverkauf im stationären Handel im frühen Frühling einen schönen Teil der natürlichen Nachfrage verpasst.
Drei Hypothesen für eine bessere Abstimmung der Beerenobstnachfrage und des Beerenobstangebots
- Bei Kernartikeln wie Himbeeren lohnt es sich, ein ganzjähriges frisches Angebot an Pflanzen bereitzustellen. Zu dieser Forderung hören wir häufig, dass nach der Saison an den Pflanzenverkaufsstellen gar keine genügende Besucherfrequenz mehr vorhanden sei. Zu einem schönen Teil gleicht diese Argumentation einer „self fulfilling prophecy“, da ohne passendes Angebot auch die Nachfrage erstickt wird… wenn zum Beispiel im Sommer nur alte Restpflanzen aus dem Frühlingsangebot erhältlich sind. Gerade bei Baumärkten gibt es jedoch eine kontinuierliche Besucherfrequenz, die in der „hors saison“ einfach deutlicher auf das aktuelle Beerenpflanzenangebot hingewiesen werden müsste. Im Frühling hilft hier das Pflanzenangebot, den Hartwarenverkauf anzukurbeln. Und nach der Frühlingssaison könnte die Baumarktfrequenz den Pflanzen helfen...
- Bei Artikeln mit einer doppelten Nachfragespitze könnte es sich lohnen, die zweite Saison mit einem Aktionsangebot abzudecken. Hier gibt es den zusätzlichen Vorteil, dass im Juli und August das frische Angebot ganz oder teilweise mit frischen, diesjährig produzierten Pflanzen abzudecken wäre. Die führt zu tieferen Produktionskosten und könnte ebenfalls Aktionen ermöglichen.
- Wen sowieso eine zweite Angebotswelle geplant ist, sollte diese bei den meisten Beerenobstarten nicht erst im September (nach der vermeintlichen Ferienzeit) erfolgen, sondern schon ab Juli und August.