Warum und wofür braucht es Züchtungsfortschritt bei Pflanzen für den Hausgarten, bei uns speziell bei essbaren Pflanzen? Gibt es überhaupt Fortschritte – oder wird nur weniger oder mehr das alte reproduziert, wird alter Wein in neuen Schläuchen verkauft? Und wenn es Fortschritte gibt, worauf sind sie ausgerichtet und wie können wir sie verkaufen? Das sind die Fragen, die ich in diesem Artikel am Beispiel vor allem der Himbeeren beantworten möchte.
Züchtungsfortschritt – ja oder nein
Natürlich wird Sie meine Antwort kaum überraschen. Der Züchtungsfortschritt ist von Jahr zu Jahr, von Sorte zu Sorte naturgemäss weniger sichtbar, aber sobald wir 20 bis 40 Jahre zurückdenken, wird er so offensichtlich, dass in vielen Fällen alte klassische Sorte fast ‘peinlich’ werden. Ja natürlich war vor knapp 40 Jahren 'Autumn Bliss' ein Durchbruch in der Züchtung von Herbsthimbeeren, endlich lag die Ernte fast vollständig im August, aber heute sehen die kleinen und manchmal auch krümligen Früchtchen ziemlich bemitleidenswert aus. Und dennoch sind die Angebote voll von 40 bis 60 Jahre alten Sorten.
Gibt es diesen Züchtungsfortschritt auch bei andere Beerenobstarten? Natürlich! Nehmen wir das Beispiel der schwarzen Johannisbeeren: Vor noch 30 Jahren waren die Beeren ca. 5mm gross, die Sträucher mehltauanfällig und der Geschmack - na ja - gewöhnungsbedürftig. Mit den neuen Cassissima®-Sorten sind wir bei fast 2 cm Fruchtgrösse angelangt, wir haben in allen Sorten eine stabile Mehltauresistenz und bei den ersten Sorten ist es sogar gelungen, Zierwert einzubauen (Black’n’red Premiere®).
Bild: Erfassung der durchschnittlichen Fruchtgrößen vom Aktuellen Sortiment und den vielversprechensten Selektionen
Bild: rotlaubige Cassis Black'n'Red® Premiere®
Und nochmals die Himbeeren? Bei den Sommerhimbeeren ist die Fruchtgrösse sicher um 50% gewachsen, bei den Herbsthimbeeren um 100 bis 200%.
Bild: Die relativ neue Herbsthimbeer-Sorte Primeberry® Autumn Chef® (oben) im direkten Vergleich zur bekannten Sorte 'Autumn Bliss'. Weit mehr als 30 Jahre Altersunterschied liegen zwischen den beiden Sorten. Der offensichtliche Grössenunterscheid ist schon signifikant. Aber nicht nur in Punkto Fruchtgrösse ist die Züchtung mehrere Dekaden weiter, ebenso in der degustativen Qualität.
Wir führen im Sortiment immer mehr stachellose Himbeeren ein, und die Reifezeit der Himbeeren, die sich einst auf den Juni und Juli beschränkte, dauert aktuell – die richtige Sortenwahl vorausgesetzt von Juni bis Oktober.
Ein weiteres Beispiel gewünscht? Winterharte Passionsfrüchte! Das Wunder der winterharten Passionsfrüchte erklärt sich natürlich durch den Einsatz der staudigen Art Passiflora incarnata, aber im Resultat ist plötzlich eine exotische Frucht für den mitteleuropäischen Garten gewonnen worden. Und die Einfachheit, Benutzerfreundlichkeit und Diversität des winterharten Passiflora-Sortiments werden von der Lubera Züchtung kontinuierlich weiterentwickelt. Gibt es also einen Züchtungsfortschritt? Die Antwort ist eindeutig JA.
Bild: Passiflora-Züchtung bei Lubera in Buchs (CH)
Warum wird der Züchtungsfortschritt unterschätzt?
Meiner Meinung nach wird der Züchtungsfortschritt systematisch unterschätzt. Sonst müsste ja der Anteil an neuen Sorten in den Sortimenten deutlich grösser sein. Natürlich verstehe ich das Argument des Preises (alte Sorten sind lizenzfrei und die Produktion hat längst schon gelernt, wie sie zu vermehren und zu produzieren sind), aber mit der Argumentation wären wir beim Autokauf immer noch beim Opel Admiral und beim VW Käfer. Der entscheidende Grund ist wohl, dass die Pflanzenproduzenten meistens zwei bis drei Handelsstufen vom Endkunden entfernt sind. Sie produzieren Himbeerpflanzen, und keine Lösungen für den Endkonsumenten, für Hobbygärtner. Die Handelsstufen zwischen Produzent und Konsument wiederum verstehen vielfach zu wenig vom Produkt, für sie sind Mengen, Vorjahreszahlen und Etiketten wichtiger als Sorteneigenschaften. Und dies zieht sich schliesslich weiter bis zum Verkaufspunkt, der vor lauter Pflanzen die einzelne Sorte und Lösungen für echte Kunden aus dem Blick verliert. Entweder fehlt die Information, oder aber ganz sicher die Zeit. Und als Schlussresultat werden halt wieder Himbeerpflanzen verkauft, die Sorte spielt keine Rolle. Vor Jahren habe ich wirklich einmal einen Etikettenentwurf einer neuen Beerenobstetikette für unsere Sorten gesehen, auf der die Sorte und ihr Eigenschaften schlichtweg vergessen worden waren. Dafür gab es Zertifikationsstempel und Markenmasse.
Zu Ende gedacht führt diese Entwicklung über kurz oder spät … zu weniger Absatz. Nicht nur werden Himbeerpflanzen austauschbar, eigentlich gibt es – aufgrund der Konformität der Grössen und Etiketten – bald nur noch ein Produkt: Beerenpflanzen. «Was, Sie möchten mir Beerenpflanzen für den Sommer anbieten, in 15 Sorten und aus 4 Obstarten, dazu im übergrossen 5l Topf, für die erste Ernte im Garten des Konsumenten schon im nächsten Jahr? Das brauchen wir doch gar nicht, wir haben doch gerade eben im Frühling x Container mit gemischtem Beerenobst im 2l Topf im Angebot gehabt…»
Die Lösung: Lösungen!
Ich habe es schon erwähnt: Wir müssen auf allen Stufen versuchen, Lösungen für Kundenprobleme oder zumindest für Konsumhemmungen zu verkaufen – und zuerst einmal die Probleme auch bewusst zu machen. Und dafür müssen wir – alle gemeinsam – auch mal alte ausgetretene Pfade verlassen. Ich habe zum Beispiel wie so viele Baumschuler nun bald 40 Jahre jedem, der es nicht hören wollte, erklärt, dass es Sommer- und Herbsthimbeeren gebe, natürlich nicht ohne lang und breit auszuholen, dass die frühen Sommerfrüchte an den letztjährigen, alten Ruten entstehen und die späten Herbsthimbeeren an den diesjährigen jungen Treiben. «Wie bitte? Können sie mir das nochmals erklären? Interessiert das wirklich jemanden? Wer hat es je jemand wirklich begriffen? Können wir so eine jüngere Generation für den Essbaren Garten gewinnen? Und wie erklären wir denn, dass die frühesten Herbsthimbereen bereits im Juli fruchten?
Natürlich ist die Reifezeit selber für den Hobbygärtner viel interessanter als der Mechanismus, der dahintersteht. Er möchte ja kontinuierlich frische Früchte fürs Tägliche Powermüsli, ihr ist eine konzentrierte Ernte wichtig, so dass die Früchte eingefroren und verarbeitet werden können. Andere wiederum wissen, dass sie sicher nur im September für die Ernte zuhause sind. Und genau hier kann die Züchtung neuer Sorten punkten, hat sie unterdessen doch Sorten mit Reifezeiten vom Juni bis September geschaffen.
Monat | Was ist reif? | Welche Sorten? |
Juni | Himbeeren an der zweijährigen Rute (bei den frühen Sommerhimbeeren ahben wir bei Lubera Edibles noch eine Sortimentslücke) | Twotimer®, Lachsbeeren, frühe Sommerhimbeeren |
Juli | Späte Sommerhimbeeren, Zwerghimbeeren | Little Sweet Sister®, Good as gold®, Little Orangelina® |
August | Hier reifen die ‘allereinfachsten’ Himbeeren, die auch von mir gerne fälschlicherweise immer noch Herbsthimbeeren genannt werden. Wer einfach und problemlos eine Masse Himbeeren ernten will, fährt mit diesem Sortiment am besten. | Autumn First®, Autumn Happy®, Autumn Amber®, Autumn Chef® |
September und Oktober | Twotimer®-Himbeeren mit ihrem Ertrag an den Spitzen der diesjährigen Ruten versüssen eine Jahreszeit, wo nur noch wenige Beeren zu erwarten sind |
Sugana®, Allyouneed® |
Diese jetzt so selbstverständlich tönende Kontinuität der Reifezeiten, die Himbeerernte von Juni bis Oktober ist nur möglich geworden dank neuer Sorten, die noch dazu laufend grösser, besser und dornenloser werden. Und so einfach oder simpel die Argumentation mit den Reifezeiten klingt, nur so werden aus austauschbaren Himbeerpflanzen Lösungen für objektive Kundenprobleme (und Kaufhemmungen). Wann kann ich am einfachsten die besten Himbeeren ernten und bin ich dann wirklich im Garten und Zuhause?
Neue Lösungen für neue Kundenprobleme – wieder am Beispiel der Himbeeren
Vor 30 oder 40 Jahren war die Welt noch in Ordnung. Himbeeren wurden in jedem Garten für die Selbstversorgung angebaut, sie waren eher nicht in ein gewolltes ‘Design’ eingebaut, und sie waren immer ca. 180 bis 250 cm hoch. Dies hat sich geändert – sicher auch damit zusammenhängend, dass die Gärten immer kleiner und unsere Ansprüche an den Garten immer grösser und vor allem vielfältiger werden. Die auch dem mangelnden Platz geschuldete Durchmischung des Gartens, die Verbindung ehemals getrennter Bereiche wie Ziergarten, Nutzgarten, Hecken und Terrasse führt auch zu neuen Ansprüchen. Z.b. häufen sich beim Lubera® Kundendienst die Anfragen, wie hoch denn die Himbeeren würden. Können sie wirklich im Sommer auch eine Heckenfunktion erfüllen, oder versperren sie uns die Sicht auf einen dahinterliegendne Gartenteil. Dank unserer Züchtung bei Lubera® könne wir hier bei den Wuchshöhen eine neue Vielfalt anbieten, die auf den ersten Blick fast selbstverständlich aussieht, die aber die Lösungsangebote für den Hobbygärtner dramatisch verbessern.
- 170-250 cm: klassisch hohe Himbeern wie Autumn Happy® oder Summer Chef®, Autumn Sun®, Autumn First®
- 120 bis 150cm: mittelhohe Himbeeren, vor allem die Familie der Schlaraffia®-Himbeeren
- bis 100cm: Lowberry®-Zwerghimbeeren mit ca. 100cm Höhe
Bild: grafische Darstellung der unterschiedlichen Höhengruppen
So ganz nebenbei werden mit diesen Höhenunterschieden und Wuchsformen auch neue Verwendungsmöglichkeiten der Himbeeren im Garten ermöglicht: der Anbau im Kübel, oder die informelle Himbeerpflanzung verstreut im Garten ohne Infrastruktur, ohne Gerüst oder nur mit einem kurzen Pfahl oder Stab.
Mehr Lösungen braucht der Garten
Natürlich sind noch viele weitere solche Herangehensweisen, die sich im Nachhinein als selbstverständlich anfühlen: Dornenlose Himbeeren wie Plentiful® und Autumn Happy® lösen ebenso ein Kundenproblem (Kinder im Garten) wie extrem grossfrüchtige Himbeeren (Autumn Happy®, Autumn Chef®, Autumn Sun®; Twotimer®Himbeeren: einfache Ernte, mehr Saft, mehr Genuss) oder superrobuste Sorten (Autumn Frist®, Sanibelle®) die auch an Problemstandorten wachsen.
Bild: Sommerhimbeere 'Sanibelle®' gedeiht auch an eher unvorteilhaften Standorten
Der Vorteil von Lubera Edibles®: Lösungen dank Züchtung und erst noch alles aus einer Hand
Dank unserer hauseigenen Züchtung bei Lubera können wir das Gewünschte punktgenau bieten: Lösungen dank Züchtung. Die Züchtung essbarer Pflanze bei Lubera ist konsequent auf den Hobbygärtner ausgerichtet, versucht genau das zu liefern, was den Garten einfacher und genussvoller macht: Mehr Geschmack, einfachere Kultur, resistentere Pflanzen. Dazu können wir mit einem weiteren Vorteil aufwarten, der nicht unterschätzt werden darf: Alles aus einer Hand. Unsere Kunden müssen Jungpflanzen nicht wie in andere Pflanzenbereichen von 3 oder 5 Lieferanten zusammenkaufen und dann erst noch versuchen, daraus ein Sortiment mit Problemlösungsangeboten zu schaffen. Lubera Edibles-Kunden bekommen alles aus einer Hand geliefert: Eine Vielzahl von vielfach neuen Sorten mit klaren Lösungsangeboten, zuverlässige und skalierbare Mengen und noch dazu – zum Beispiel in diesem Newsletter – neue Rezepte für Lösungen…
Denn nur wer Lösungen verkauft und keine Pflanzen, der bietet kontinuierlich und nachhaltig einen ‘Mehrwert’. Jeder Produzent kann ‘Mehrwert’ in Form von Töpfen und Etiketten oder auch Zertifikaten liefern, aber das kann letztlich jeder (und entsprechend ähneln sich auch die Angebote). Aus unseren extrem vielfältigen Sortenangeboten und besonders mit Hilfe unserer Lubera® Neuheiten lassen sich zusätzliche Verkaufsargumente (gegenüber Einkäufern wie gegenüber Endkunden) gewinnen – weil sie real vorhandene Probleme der Hobbygärtner lösen.