Mit späten Topfsätzen besteht auch bei einer unvorhergesehenen Nachfrage, einer guten Marktlage über Sommer und einem guten Abverkauf im Spätsommer immer noch die Möglichkeit, die Produktion auch in der zweiten Sommerhälfte wieder aufzustocken und Produktionslücken zu füllen, auch wenn beim Beerenobst die eigentliche Topfphase/-saison im Frühsommer bereits vorbei ist. Dies ermöglicht unser Jungpflanzen-Auslieferungsfenster in der zweiten August-Hälfte. Nachdem die zuweilen extremen hochsommerlichen Witterungsbedingungen schon überstanden sind, bietet es sich am, noch eine späte Topfung durchzuführen. Die Produktionsverantwortlichen bei unserer Schwesterfirma Lubera haben mit derartigen späten Topfsätzen gute Erfahrungen gemacht.
Vorteile später Topfsätze in der Handelskette
Spätere Topfsätze oder auch eine allgemeine Produktion in unterschiedlich terminierten Sätzen kann sich über alle Stufen der Handelskette positiv auswirken. Die aus unserer Sicht wichtigsten Vorteile auf Seite des Pflanzenproduzenten sowie auf der des Groß- und Einzelhandels wollen wir hier kurz aufzeigen.
Vorteil vom Produzenten
Kürzere Standzeiten: Je nach Kultur und einer gegebenenfalls angepassten Topfgröße, kann die Stand- oder Produktionszeit im Betrieb reduziert werden.
Aussparung der hochsommerlichen Wetterkapriolen: In den letzten Jahren ließ sich sehr gut beobachten, dass die Sommer länger, heißer und in Teilen auch trockner werden, jedoch auch immer mit der Gefahr unwetterartiger Witterungslagen – beispielsweise Starkregenereignisse. Was bedeutet das für die Pflanzenproduktion? In extrem warmen Witterungsphasen stellen viele Pflanzen das Wachstum ein und beginnen erst wieder im Spätsommer mit dem Wachstum. Warum also nicht diese sommerlichen Kapriolen des Wetters überspringen und gleich im Spätsommer topfen.
Schnellere Reaktion auf geänderte Nachfrage: Egal ob Neuheiten oder Sorten die plötzlich im Trend sind, um erkennbare bzw. absehbare Markttrends der nächsten Saison bedienen zu können.
Bestände auffüllen bei guter Marktlage im Spätsommer: Bei einem guten Abverkauf im/über Sommer lassen sich so die Bestände fürs folgende Frühjahr wieder aufstocken.
Vorteil vom Groß- und Einzelhandel
Stets frische Ware verfügbar: Im Sommer – besonders während der Urlaubs-/Ferienzeit – lässt sich oft beobachten, dass Pflanzenbestände in den unterschiedlichen Verkaufsstellen nicht erneuert werden, gerade auch in den (Beeren-) Obst-Sortimenten. Oft wird dies mit dem reduzierten Kundenstrom gerechtfertigt. Allerdings kann man sich fragen, ob das nicht ein in sich geschlossener Teufelskreis ist: Es wird keine frische Ware eingekauft, da der Abfluss der Pflanzen zu niedrig ist –> Ist aber der Abfluss der Pflanzen niedriger, weil es keine frische Ware gibt?
Kurzfristigere Verfügbarkeit von Neuheiten: Bei einer Topfung im Spätsommer können Neuheiten schon im Frühjahr des Folgejahres für den Handel verfügbar sein.
Geeignete Kulturen für späte Topfsätze
Nicht alle Kulturen sind gleich gut für späte Topftermine geeignet. Dies ist einerseits von der jahreszeitlichen Entwicklung der Pflanzen abhängig und andererseits von der üblichen Topfgröße. Denn je größer der Topf, desto länger dauert das Einwurzeln der Jungpflanzen.
Gut geeignet für einen späten Topfsatz sind die folgenden Kulturen:
- Himbeeren (siehe Gärtnerbuch-Beitrag: Satzweise Produktion von Himbeerpflanzen)
- Brombeeren
- Rhabarber
Der Sonderfall mit zwei Jungpflanzen
Ein Sonderfall in späten Produktionssätzen ist die Topfung von zwei Jungpflanzen in einen Topf. Ziel ist es bei Kulturen, die sich von Natur aus weniger gut verzweigen, durch eine zweite Jungpflanze eine buschige Verkaufsware zu erzielen. Ohne die dafür notwendigen Schnittmaßnahmen wenn nur eine Jungpflanze getopft wird. Auch mit einer zweiten Jungpflanze im Topf wird bis zum Herbst/Winter keine verkaufsfertige Pflanze erzielt. Es wird mehr eine Art Rohware oder Halbfertigware produziert, die ab schon gut eingewurzelt ist und im Frühjahr, nach dem natürlichen Austrieb relativ schnell verkauft werden kann.
Bilder: Topfsatz Heidelbeeren im C5 mit zwei Jungpflanzen getopft
Kulturen, die für das beschriebene Vorgehen mit zwei getopften Jungpflanzen geeignet sind, sind:
- Heidelbeeren
- Stachelbeeren
- Johannisbeeren
Wann kommen die Jungpflanzen für die späte Topfung
Jetzt bleibt nur noch zu klären, welches Lieferfenster für die späten Topfsätze geeignet ist. Diese Fragestellung lässt sich sehr leicht beantworten, da wir extra ein separates Lieferfenster für späte Topfsätze geschaffen und eingeplant haben. Es ist das Lieferfenster 3 mit einer Jungpflanzenanlieferung zwischen der 33. und 35. Kalenderwoche – dies entspricht Mitte/Ende August.
Die einzelnen Lubera Edibles Lieferfenster nochmals im Überblick
- Lieferfenster 1: Kalenderwoche 2 bis Kalenderwoche 18 – ausschließlich überwinterte Jungpflanzen, zum großen Teil noch in kompletter Winterruhe und weitestgehend ohne sichtbaren Austrieb
- Lieferfenster Gemüse: Kalenderwoche 12 bis Kalenderwoche 16 – frische und überwinterte Jungpflanzen, überwinterte Jungpflanzen mit sichtbarem Austrieb
- Lieferfenster 2: Kalenderwoche 19 bis Kalenderwoche 26 – krautige, frühjahrvermehrte Jungpflanzen, in Ausnahmefällen auch überwinterte Jungpflanzen: überwinterte Jungpflanzen mit mehr oder weniger sichtbaren Austrieb (abhängig vom Witterungsverlauf)
- Lieferfenster 3: Kalenderwoche 33 bis Kalenderwoche 35 – krautige, diesjährig produzierte Jungpflanzen
Fazit
Ein später Topftermin kann Vorteile bieten. Eine Umsetzung kann aber von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich bewertet werden und sollte jeweils im Einzelfall genau geprüft werden. Ziel einer späten Topfung ist aber nie, eine fertige Verkaufsware im selben Jahr zu erhalten – ausgenommen Himbeeren in kleineren Töpfen – da die kürzer werdenden Tage dem Längenwachstum und Pflanzenzuwachs entgegenstehen. Dennoch sind die Tage und damit auch das Substrat noch ausreichend warm, damit die Jungpflanzen gut ins Substrat einwurzeln und somit gut über den Winter kommen damit man im folgenden Frühjahr einen zeitlichen Vorsprung gegenüber einer frühen Frühjahrstopfung bekommt.